Hermoso ohne EM-Nominierung: Kuss-Skandal zieht Folgen nach sich

Jennifer Hermoso, Rekordtorschützin der spanischen Fußballnationalmannschaft, wurde aufgrund sportlicher Gründe nicht für die EM 2025 nominiert.
Jennifer Hermoso, Rekordtorschützin der spanischen Fußballnationalmannschaft, wurde aufgrund sportlicher Gründe nicht für die EM 2025 nominiert. (Symbolbild/DNAT)

Hermoso ohne EM-Nominierung: Kuss-Skandal zieht Folgen nach sich

Schweiz, Schweiz - Jennifer Hermoso, die Rekordtorschützin der spanischen Nationalmannschaft, wurde nicht für die bevorstehende Europameisterschaft in der Schweiz nominiert. Laut Teamchefin Montserrat Tomé, die sportliche Gründe für die Entscheidung anführt, gibt es zudem eine hohe Konkurrenz auf ihrer Position. Tomé wies jedoch darauf hin, dass die Nicht-Nominierung von Hermoso nicht mit dem Kuss-Skandal aus dem Jahr 2023 in Verbindung stehe, während Hermoso selbst die Scham über das Geschehene und die damit verbundenen Konsequenzen zur Sprache brachte.

Der Kuss-Skandal ereignete sich während der Siegeszeremonie der WM 2023, als Luis Rubiales, der damalige Präsident des spanischen Fußballverbands, Hermoso küsste. Der Vorfall führte zu breiter öffentlicher Empörung und der Strafanzeige von Hermoso gegen Rubiales. Er wurde am 20. Februar 2025 wegen sexuellen Übergriffs zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt. Während der Gerichtsverhandlungen hat Rubiales alle Vorwürfe zurückgewiesen und behauptet, der Kuss sei einvernehmlich gewesen, was Hermoso jedoch entschieden verneint.oe24 berichtet, dass ein Lippenleser, Abel Banos, in seiner Aussage bestätigte, Rubiales hätte Hermoso um Erlaubnis gefragt. Hermoso widerspricht dieser Darstellung vehement und berichtet, dass der Kuss bei ihr „Ekel und Abscheu“ ausgelöst habe und sie sich in der Folge unter Druck gesetzt fühlte.

Die Nachwirkungen des Skandals

Die direkte Folge des Vorfalls war, dass Hermoso zunächst aus der Nationalmannschaft gestrichen wurde – offiziell zu ihrem eigenen Schutz. Sie kehrte jedoch für die Olympischen Spiele 2024 zurück ins Team. Die Entscheidung von Tomé, Hermoso nicht für die EM zu nominiert, steht im Kontext einer umfassenden Neubewertung des Teams, die offensichtlich auch die Abwendung von belastenden Erlebnissen umfasst.

Im Zuge der laufenden Gerichtsverhandlungen droht Rubiales eine Haftstrafe. Gegen ihn und drei weitere ehemalige Mitarbeiter des spanischen Verbands bestehen Klagen wegen Nötigung. Die Verhandlung, die noch bis zum 19. Februar dauern soll, wirft ein Schlaglicht auf die dunklen Seiten des Fußballs und die Herausforderungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch im Sport.ZDF heute stellt fest, dass Hermoso in der Nachberichterstattung über die WM nicht nur als Spielerin, sondern auch als Opfer eines mangelhaften Umgangs mit der Thematik sexualisierter Gewalt wahrgenommen wird.

Ein größeres Problem im Sport

Der Fall um Hermoso ist nicht isoliert. Im Sport wird immer wieder über Themen von Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt diskutiert. Wie der Deutschlandfunk in seinem Bericht aufzeigt, zeigen verschiedene Studien alarmierende Zahlen: Über ein Drittel der Leistungssportler haben sexualisierte Gewalt erlebt. Es ist unverkennbar, dass solche Vorfälle auf eine tiefere kulturelle Problematik hinweisen, die im Leistungssport adressiert werden muss.

Die Aufarbeitungskommission der Bundesregierung hat in den letzten Jahren viele Betroffene gehört, die oft kein Gehör bei Verantwortlichen fanden. Sportverbände stehen somit vor der Herausforderung, nicht nur die sportliche Leistung zu fördern, sondern auch Schutzkonzepte zu entwickeln, um solche Übergriffe in Zukunft zu verhindern.

In diesem Prozess wird deutlich, dass Maßnahmen zur Prävention von sexualisierter Gewalt im Sport essenziell sind. Der „Safe Sport Code“, der im Dezember 2024 verabschiedet wurde, soll eine rechtssichere Ahndung von Übergriffen gewährleisten und somit das Vertrauen in den Sport wiederherstellen.

Der Fall Hermoso ist somit nicht nur eine persönliche Tragödie, sondern auch Teil eines viel größeren Problems, das die gesamte Sportgemeinschaft betrifft. Die Diskussionen, die durch diesen Vorfall angestoßen wurden, könnten zu einem Wendepunkt in der Verantwortlichkeit von Sportverbänden und deren Umgang mit Missbrauchsvorwürfen führen.

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OrtSchweiz, Schweiz
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