
Die Stadt Dormagen, gelegen zwischen Köln und Düsseldorf, hat sich mit einem innovativen Projekt gegen die Auswirkungen des Klimawandels gewappnet. Angesichts der zunehmenden Hitzewellen hat die Stadt die Firma dataMatters beauftragt, Hitzesensoren im städtischen Gebiet zu installieren. Diese Sensoren werden Daten über Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2-Belastung, Feinstaub, Lautstärke sowie die Anzahl von Fußgängern, Radfahrern und Autos sammeln. Die speziellen Sensorboxen sind dabei clever an Straßenlaternen montiert und übertragen ihre Messwerte per Funk an eine urbane Datenplattform, wo eine Künstliche Intelligenz (KI) die Informationen auswertet.
Das Hauptziel dieses Projektes ist es, fundierte Vorschläge zur Klimaanpassung zu entwickeln, um das Überhitzen von Stadtgebieten zu vermeiden und somit die Bevölkerung zu schützen. In der ersten Phase des Projektes wurden bereits 54 Sensorboxen installiert, und bis zum Ende des Jahres sollen weitere 46 hinzukommen. Die Bürgerinnen und Bürger können über QR-Codes, die an den Straßenlaternen angebracht sind, auf weiterführende Informationen zugreifen, wobei die Erhebung personenbezogener Daten ausgeschlossen ist.
Kooperationen und Nachbarprojekte
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD) durchgeführt und erhält Unterstützung von den Nachbarstädten Hürth und Grevenbroich. Bürgermeister Erik Lierenfeld ist zudem aktiv daran beteiligt, Raumsensoren an andere Stadtoberhäupter zu versenden, um sie für die Möglichkeiten der Smartisierung zu sensibilisieren. Solche Ansätze zur urbane Klimaschutzmaßnahmen stehen auch in Zusammenhang mit ähnlichen Projekten in Städten wie Athen, Singapur, Tokio, Los Angeles und Melbourne, die dem Bevölkerungsschutz vor der Erderwärmung dienen.
In Hürth beispielsweise optimieren Füllstandsensoren in Abfallbehältern die Müllrouten, was ebenfalls der Ressourcennutzung und Energieeinsparung dient. Diese Ansätze spiegeln sich auch in den Zielen der Smart City Konzepte wider, die darauf abzielen, durch intelligente Verkehrssysteme sowohl den Verkehrsfluss als auch die Schadstoffemissionen zu verbessern. Bei diesem Ansatz werden Daten von Sensoren zur Echtzeitauswertung verwendet, die es ermöglichen, Ampeln und digitale Schilder dynamisch zu steuern.
Langfristige Ziele und Herausforderungen
Die Nutzung von KI zur Verbesserung städtischer Lebensqualität und Umweltdatenanalyse ist ein zentrales Thema. Im Rahmen des Projekts „Digitale europäische urbane Echtzeit-Umweltdaten und SMART Section Traffic Control System (DEUS_SmartAir)“, das vom BMVI gefördert wird, liegt das Augenmerk auf der engmaschigen Auswertung von Luftqualitätsdaten in Städten. Diese Daten werden dann genutzt, um gezielte Maßnahmen zur Luftverbesserung zu planen, beispielsweise durch angepasste Verkehrsführungen.
Umweltwissenschaftler und Projektleiter Marc Nodorft erklärt, dass die Echtzeiterfassung von Umweltbelastungen durch eine Vielzahl sowohl stationärer als auch mobiler Sensoren erfolgt. Langfristig wird ein KI-gestütztes Prognosesystem angestrebt, das die Schadstoffbelastung über 24 Stunden vorhersagen kann. Dabei wird jedoch auch auf die Herausforderungen hingewiesen, da die Qualität der Ergebnisse vom Datensatz abhängt, und Künstliche Intelligenz oft als komplexe „Black Box“ betrachtet wird, deren Entscheidungsprozesse schwer nachvollziehbar sind.
Zusätzlich wird in einem anderen Projekt, das im Rahmen der Intelligenz für Städte gefördert wird, die institutionelle Verankerung von KI-gestützten Klimaanpassungen beleuchtet. Hierbei wird ein koproduktiver Prozess mit Stadtvertretern verfolgt, um Chancen und Risiken der KI-gestützten Planungstools zu analysieren. Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz erfordert eine gründliche Betrachtung ethischer Fragestellungen, wobei erste Umfragen zeigen, dass das Interesse der Bevölkerung an den rechtlichen und ethischen Aspekten von KI gering ist.
Insgesamt verdeutlicht das Projekt in Dormagen und die damit verbundenen Initiativen die dringliche Notwendigkeit für Städte, sich nachhaltig auf den Klimawandel einzustellen, um die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger langfristig zu sichern.
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