Streit um die Mozartkugel: Wer ist wirklich der Erfinder?
Ein neuer Streit um die Erfindung der Mozartkugel entbricht: Historiker und Konditoren fordern eine Neubewertung der Geschichte.

Streit um die Mozartkugel: Wer ist wirklich der Erfinder?
Der Streit um die Ursprünge der beliebten Mozartkugel flammt erneut auf. Aktuell verkauft die Konditorei Fürst die „Original Salzburger Mozartkugel“ und stützt sich dabei auf die Erfindung von Paul Fürst im Jahr 1890. Doch Historiker Gerhard Ammerer hat kürzlich ein Inserat aus der Tageszeitung „Die Presse“ vom 3. Februar 1881 entdeckt, in dem „Salzburger Spezialität Mozartkugeln – handgefertigt von R. Baumann, Conditor, Salzburg“ beworben werden. Diese Entdeckung wirft die Frage auf, ob Paul Fürst tatsächlich der wahre Erfinder dieser Süßigkeit ist. Baumanns Geschäft war der Vorgänger der heutigen Confiserie Holzermayr am Alten Markt.
Alexander Truschner, Urenkel von Josef Holzermayr, fordert eine Neubewertung der Legendenbildung um die Mozartkugel. Er plant, ein Plakat aufzustellen, das Rudolf Baumann als den wahren Erfinder ausweist, und er erwägt sogar rechtliche Schritte gegen die Familie Fürst wegen unlauterem Wettbewerb. Der aktuelle Leiter der Konditorei Fürst, Martin Fürst, bleibt gelassen und betont, dass sie bei einer möglichen Beweisführung gut aufgestellt sind.
Die Differenzen zwischen den Familien
Martin Fürst lässt keinen Zweifel daran, dass er Paul Fürst als Erfinder der „Original Salzburger Mozartkugel“ sieht. Dennoch gesteht er ein, dass Baumann möglicherweise auch eine Art von Mozartkugel hergestellt hat. Historiker Ammerer unterstützt Truschner in seiner Argumentation und hat alte Dokumente durchforstet, die belegen, dass Baumann die ersten Mozartkugeln anbot. Allerdings bleibt unklar, ob Baumanns Produkt dem heutigen Standard einer Mozartkugel entsprach.
Doris Fürst vermutet, dass Baumanns Produkt eher ein süßes Gebäck war. Ihr Vorfahr Paul Fürst entwickelte hingegen seine Rezeptur, die auf einer Kombination aus Marzipan und Nougat basiert und in Kuvertüre getaucht wird. Ein denkbar interessanter Aspekt ist, dass Fürst 1905 eine Goldmedaille für seine Herstellungsmethode erhielt, obwohl Historiker Ammerer nicht nur die Existenz dieser Medaille in Zweifel zieht, sondern auch die vertraglichen Ansprüche der verschiedenen Konditoreien auf die Bezeichnung „Original Salzburger Mozartkugel“.
Der historische Kontext der Konditorkunst
Die Geschichte der Konditorkunst ist vielschichtig und reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, als Marzipan nach Mitteleuropa gebracht wurde. Im 19. Jahrhundert erlebte die Konditorei durch die Massenproduktion von Zucker aus Zuckerrüben einen Aufschwung. Historische Quellen belegen, dass viele Konditoreien um 1900 ihre eigenen Varianten der Mozartkugel hinzufügten, was die Komplexität der Ursprünge weiter erhöht.
Zu beachten ist auch, dass Gerhard Ammerer ein Buch mit dem Titel „Mozart und die Mozartkugel – die wahre Geschichte“ plant, welches weiteren Licht auf die vielschichtige Geschichte dieser berühmten Süßigkeit werfen soll. Der anhaltende Streit über die Rechte an der Mozartkugel ist nicht nur ein konfliktbeladener Streit um historische Wahrheit, sondern auch ein Kampf um Marktanteile in der Süßwarenbranche.
In Anbetracht der historischen Nuancen, der verschiedenen Ansprüche und der rechtlichen Auseinandersetzungen steht fest, dass die rechtmäßige Bezeichnung und der Ursprung der Mozartkugel noch lange nicht abschließend geklärt sind.
Für weitere Informationen und historische Hintergründe kann man die Artikel von Kleine Zeitung, Die Presse und Conditorei-Museum konsultieren.