GUNSKIRCHEN. Die Pfarrkirche Gunskirchen hat ein neues Wahrzeichen: alte Namensschilder, die die Geschichte der Kirchengemeinde lebendig halten. Diese Schilder, die einst von 1856 bis 1960 die vermieteten Sitzplätze markierten, wurden jetzt wiederhergestellt und sind nun für alle Kirchenbesucher sichtbar. Sie erzählen von einer Zeit, als die Vergabe von Sitzplätzen in der Kirche eine gängige Praxis war.
Die Aufarbeitung dieser historischen Schilder wurde von Erich Haselberger, dem ehemaligen Pfarrgemeinderatsobmann, initiiert. Während er im Pfarrheim aufräumte, stieß er auf rund 400 Schilder aus verschiedenen Materialien wie Messing, Aluminium, Leder, Email und Keramik. Diese Artefakte sind nicht nur Erinnerungsstücke, sondern auch wichtige Zeugen der Gunskirchner Kirchengeschichte.
Geschichte der Sitzplatzvergabe
Bis in die 1960er Jahre war es üblich, dass die Gläubigen für einen persönlichen Platz in der Kirche bezahlten. Dieses System stellte sicher, dass jeder seinen festen Platz an Sonn- und Feiertagen hatte, wobei die Vergabe oft nach sozialem Status oder Größe des Anwesens erfolgte. Interessanterweise saßen die Männer rechts und die Frauen links, was ein Abbild der damaligen Gesellschaft widerspiegelte.
Auf den Schildern waren nicht nur die Namen der Platzbesitzer zu finden, sondern oft auch der Haus- oder Geschäftsname, was eine spätere Besitzübergabe erleichterte. Nur an besonderen Anlässen wie Hochzeiten und Begräbnissen trat der Fälle auf, dass keine festen Sitzplätze reserviert waren, da hier viele Ortsfremde, die die Kirche besuchten, Platz nehmen mussten.
Wiederentdeckung der Schilder
In den 1960er Jahren wurden diese Schilder schließlich aus der Pfarrkirche entfernt und gerieten in Vergessenheit. Doch jetzt hat eine Initiative unter der Leitung von Haselberger dazu geführt, dass sie wieder an die Wände der Kirche gehängt wurden, wo sie als zeugen der Geschichte dienen. “Die unterschiedlichen Ausführungen der Schilder sind beeindruckend; einige wirken grob und in Eigenarbeit geschaffen, während andere kunstvoll verziert sind,” erläutert Haselberger, der sich intensiv um die Reinigung und Restaurierung gekümmert hat.
Die Idee, diese Schilder wieder sichtbar zu machen, entstand aus dem Wunsch, die Identität der Gunskirchner mit ihrer Pfarre zu stärken. Gemeinsam mit Pfarr-Archivare Johann Weiss, der die Schilder alphabetisch nach Ortschaften sortierte, und den Helfern Ivica Ljubas und Josef Freimüller, wurden die wiederaufbereiteten Schilder mit viel Sorgfalt an Holztafeln befestigt, die nun in der kürzlich renovierten Kirche zur Schau gestellt werden.
Besucher der Kirche haben bereits die Schilder ihrer Familien entdeckt, was zu einem lebendigen Austausch über die eigene Geschichte führt. Diese Aktion trägt wesentlich dazu bei, das Bewusstsein für die historische Bedeutung der Pfarrgemeinde zu schärfen und macht die Kirchengeschichte für die Gemeindemitglieder greifbar.