
Ein heftiger Kampf um die Nachfolge von Papst Franziskus hat bereits begonnen. Laut Vatikan-Experte Marco Politi ist die katholische Kirche in einer tiefen Krise, die sich seit der Wahl von Franziskus im Jahr 2013 verschärft hat. In einem Interview mit katholisch.de beschreibt Politi die Situation als "Bürgerkrieg" innerhalb der Kirche, insbesondere zwischen konservativen Kräften und progressiven Reformern. Die Konservativen bleiben auch nach dem Tod des Papstes eine starke Macht, trotz ihrer Minderheit im Kardinalskollegium, wie er anmerkt. Ihre Hauptanliegen sind, den Pflichtzölibat zu bewahren und die Segnung homosexueller Paare abzulehnen, während sie gleichzeitig vorsichtiger in ihrer Rhetorik gegenüber dem bevorstehenden Konklave werden müssen, da extremistische Parolen nicht angebracht sind.
In seinem neuen Buch "Der Unvollendete" erklärt Politi, dass die Spannungen in der Kirche durch die mutigen Reformen von Franziskus entstanden sind, die auf lange hinausgeschobene Themen endlich ansprechen. Einige der Revisionen, wie die Möglichkeit, wiederverheirateten Geschiedenen die Kommunion zu gewähren, haben zu aggressiven Reaktionen seitens traditioneller Kräfte geführt. Politi hebt hervor, dass die konservativen Elemente sehr gut organisiert sind und bereits 800.000 Unterschriften gegen progressive Initiative gesammelt haben, im Vergleich dazu bringt die reformfreudige Bewegung nur wenige Stimmen hervor. Diese Dynamik unterstreicht die Schwierigkeiten für reformorientierte Katholiken, die wenig öffentliches Engagement und Mobilisierung zeigen, während die Ultrakonservativen in den sozialen Medien verhältnismäßig erfolgreich sind.
Krise und Reformen unter Franziskus
Die Kirche leidet unter einem dramatischen Rückgang der Mitgliederzahlen und einer zunehmenden Schwäche in Europa, was für Politi ebenfalls einen klaren Handlungsbedarf anzeigt. Die nachlassende Präsenz von Priestern und Ordensfrauen ist ein Hinweis darauf, dass viele junge Menschen sich von der Kirche abwenden. Franziskus hat versucht, mit seinen Reformen wie der Förderung weiblicher Führungskräfte in der Kirche und der Öffnung der Diskussion um das Frauendiakonat neue Wege zu gehen. Dies hat jedoch sowohl positive als auch negative Reaktionen hervorgerufen, und der Widerstand bleibt stark, wie die sprachliche Zersplitterung zwischen den verschiedenen Bischofskonferenzen zeigt.
Zusammenfassend beschreibt Politi die aktuelle Lage in der katholischen Kirche als unvollendet und voller Herausforderungen, die durch ein feines Gleichgewicht zwischen den konservativen und reformerischen Kräften geprägt sind. Die Kirche steht an einem Scheideweg, und es bleibt abzuwarten, wie sie die bevorstehenden Veränderungen und die Nachfolge Franziskus' gestalten wird. Politi schließt mit einer eindringlichen Warnung, dass auch der Papst nicht allmächtig ist und die Entscheidungsträger in der Kirche vor großen Fragen stehen, die dringlich gelöst werden müssen, um zu verhindern, dass die Spaltungen weiter zunehmen.
Wie der Kampf um die Nachfolge beginnt und die Herausforderungen für die katholische Kirche.Ort des Geschehens
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