Strompreise explodieren: Wie die Merit Order uns alle belastet!
ÖkoNews beleuchtet die Preisbildung im Strommarkt, die Rolle erneuerbarer Energien und die Herausforderungen durch das Merit-Order-System.

Strompreise explodieren: Wie die Merit Order uns alle belastet!
Die Preisbildung im Strommarkt ist ein komplexes Thema, das insbesondere durch das Prinzip der „Merit Order“ bestimmt wird. Dieses System regelt die Reihenfolge der Nutzung von Stromerzeugungsquellen auf Basis ihrer Grenzkosten. Laut Öko News erfolgt die Stromproduktion in der Regel von den günstigsten zu den teureren Erzeugern. Dabei haben fossile und atomare Energien traditionell den Ton angegeben, bevor erneuerbare Energiequellen an die Reihe kommen.
In der klassischen Reihenfolge der Stromproduktion stehen die subventionierten und günstigen Atomkraftwerke an erster Stelle, gefolgt von Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und zuletzt Erdgas, welches lediglich 20 % des Jahres in Spitzenlastkraftwerken genutzt wird. Dies hat zur Folge, dass die Preise an den Strombörsen oft stark schwanken. Besonders deutlich wird dies, wenn Wind- und Sonnenenergie zum Teil nicht ausreichend verfügbar sind, wodurch Erdgas-Spitzenkraftwerke häufiger zum Einsatz kommen und die Preise ankurbeln.
Ein Sonderfall Österreich
Österreich stellt hier einen Sonderfall dar, da das Land rund 50 % seines Stroms aus Großwasserkraft erzeugt, was ihm einen erheblichen Preisvorteil verschafft. Während andere Länder unter den steigenden Strompreisen leiden, erzeugt Österreich seinen Wasserstrom zu Kosten von nur 1 ct/kWh. Allerdings wird dieser Strom von der Verbund AG zu einem Börsenpreis von 8,16 ct/kWh verkauft, was den gesamten Marktpreis nach oben treibt. Hier zeigt sich die Diskrepanz, die durch alte Kohle- und Atomkraftwerke entstehen kann, die oft teuren Strom liefern müssen, während günstigere erneuerbare Energien bei Überangebot abgeschaltet werden, was ebenfalls negative finanzielle Folgen für Betreiber hat, die finanziell entschädigt werden müssen.
Die Herausforderungen des Systems verstärken sich durch politische Verzögerungen beim Umbau von Erdgas auf Batterietechnologien und beim Übergang von Kohle sowie Atomkraft. Ein schnellerer Ausstieg aus fossilen und atomaren Energien wird daher dringend gefordert, um die Kosten für die Verbraucher zu senken.
Einfluss der CO₂-Zertifikate
Ein weiterer wesentlicher Kostentreiber sind die Kosten für CO₂-Emissionszertifikate, die den Börsenpreis beeinflussen. Diese Zertifikate regulieren den Ausstoß von Treibhausgasen und stellen für Unternehmen ein bedeutendes wirtschaftliches Element dar. Steigende Zertifikatspreise führen zu höheren Erzeugungskosten für fossile Brennstoffe, was letztendlich auch die Verbraucherpreise ansteigen lässt. Der Handel mit diesen Zertifikaten ist für viele Unternehmen von entscheidender Bedeutung, da sie entweder überschüssige Zertifikate verkaufen oder zusätzliche erwerben müssen, falls sie ihre Emissionsgrenzen überschreiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Merit Order sowohl die Herkunft als auch die Kostenstruktur des Stroms maßgeblich beeinflusst. EnBW hebt hervor, dass die Einsatzreihenfolge bei steigender Nachfrage teurere Kraftwerke aktiviert, was ja auch die Preisbildung am Spotmarkt beeinflusst. Ökonomen führen die Preisbestimmungen in diesem Kontext als „Markträumungspreis“ ein.
Der Strompreis kann somit als ein Indikator für die Effektivität des Übergangs zu erneuerbaren Energien betrachtet werden. Je erfolgreicher diese Energien in das System integriert werden, desto stabiler und günstiger könnte der Strompreis zukünftig sein. Denn das Ziel ist es, den Anstieg der Strompreise zu verhindern und die Vorteile der erneuerbaren Energien stärker hervorzuheben. WIWIN betont, dass die Förderung erneuerbarer Energien und die damit verbundene Reduzierung von CO₂-Emissionen entscheidend für die zukünftige Stromkostenstruktur sein werden.