In Görlitz, einer Stadt, die nach der Wende zu einem kulturellen Schmuckstück erblühte, hat die AfD bei den Wahlen 2024 über 36 Prozent der Stimmen erhalten. Im Umland sogar über 40 Prozent! Diese Wahlresultate werfen ein grelles Licht auf die Stimmung in der Region, die trotz staatlicher Förderungen und restaurierter Baudenkmäler unzufrieden bleibt. Theaterintendant Daniel Morgenroth, der seit 2021 in der Stadt tätig ist, sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, die kulturelle Identität und das Theaterleben in dieser angespannten politischen Lage zu bewahren.
„Ich ärgere mich über die täglichen Herabwürdigungen des Westens“, äußert Morgenroth und spricht damit ein Gefühl an, das viele im Osten teilen. Der gebürtige Coburger, der in den tiefsten Osten kam, hat sich mit den Klischees und Vorurteilen auseinandergesetzt, die in den Medien über die Region verbreitet werden. Besonders die satirischen Äußerungen von Oliver Welke in der Heute-Show, die sich über AfD-Wähler lustig machen, treffen einen Nerv. „Solche Klischees verletzen die Leute hier“, so Morgenroth. Er betont, dass die AfD nicht das Hauptproblem sei, sondern die finanzielle Misere der Kultur, die droht, viele Theater in Sachsen in die Insolvenz zu treiben.
Finanzielle Sorgen im Theater
„Unser größtes Problem hier ist nicht die AfD, sondern Geld“, erklärt Morgenroth. Die kulturelle Landschaft in Sachsen steht vor einem dramatischen Umbruch, da viele Theater und Orchester ab 2025 vor der Insolvenz stehen könnten. Die finanziellen Mittel schmelzen, während die Kosten steigen. „Es ist eine Entscheidung, wofür man das Geld ausgibt. Wollen wir Kultur? Halten wir sie für wichtig?“, fragt er provokant. Trotz der finanziellen Herausforderungen bleibt er optimistisch und sieht in der lebendigen Kulturszene von Görlitz viel Potenzial.
Am 21. November wird Morgenroth den Verleger der Berliner Zeitung, Holger Friedrich, interviewen, um über die Presselandschaft und Meinungsfreiheit zu diskutieren. Er möchte, dass jeder die Möglichkeit hat, an solchen Diskussionen teilzunehmen, unabhängig von den finanziellen Mitteln. „Selbst wenn ein öffentliches Theater immer zu 100 Prozent ausgelastet ist, ist man weit davon entfernt, sich selbst tragen zu können“, so Morgenroth. Die Herausforderung bleibt, das kulturelle Erbe und die Identität der Region zu bewahren, während die politischen und finanziellen Wellen immer höher schlagen.
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