Atomstrom-Anteil auf Rekordtief: Ein Umdenken in der Energiepolitik?
Der weltweite Atomstromanteil ist auf 9% gesunken, der niedrigste Wert seit 40 Jahren. Experten fordern ein Ende der Subventionen für Atomkraft.

Atomstrom-Anteil auf Rekordtief: Ein Umdenken in der Energiepolitik?
Der Anteil von Atomstrom an der weltweiten Stromerzeugung sinkt seit Jahren kontinuierlich. Im Jahr 2024 wurde dieser Anteil mit lediglich 9 Prozent als der niedrigste Wert seit 40 Jahren registriert, was mehr als 45 Prozent unter dem Höchststand von 17,5 Prozent im Jahr 1996 liegt. Trotz eines Anstiegs von 0,5 Prozent in der Produktion von Atomstrom im Vergleich zum Rekordjahr 2006 zeigt sich, dass dieser geringe Anteil nur durch Laufzeitverlängerungen der bestehenden Kraftwerke aufrechterhalten werden kann, warnt Herbert Stoiber, Geschäftsführer von atomstopp_atomkraftfrei leben! In den letzten Jahren hat sich das Durchschnittsalter der rund 400 betriebenen Atomkraftwerke auf 32,4 Jahre erhöht, was eine Bedenken hinsichtlich der Sicherheit aufwirft. Laut öko-news wird die mediale Darstellung der Atomindustrie oft als irreführend bezeichnet, und Stoiber fordert ein Ende der Subventionen für die Atomkraft.
Der World Nuclear Industry Status Report (WNISR) wird als unverzichtbare Informationsquelle angesehen. François Lévêque, Professor für Wirtschaft an der Mines-ParisTech in Frankreich, hebt die Bedeutung des Berichts hervor. Auch internationale Experten wie Peter Bradford, ehemaliger Kommissar der Nuclear Regulatory Commission in den USA, sowie John Mecklin, Chefredakteur des Bulletin of the Atomic Scientists, betonen, wie wichtig die unabhängige Analyse der Atomindustrie durch den WNISR ist. Die jährliche Veröffentlichung wird von vielen Fachleuten als essenziell für informierte Entscheidungen über die Energiestrategien angesehen, da sie nicht nur Fakten, sondern auch die Meinungen der Industrie und politische Ansprüche konfrontiert, wie World Nuclear Report feststellt.
Kernenergie auf dem Vormarsch?
Im Gegensatz zu den rückläufigen Anteilen an Atomstrom, stellt eine Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) fest, dass die Kernenergie ein Comeback erlebt, das seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren nicht mehr gesehen wurde. Über 40 Länder haben beschlossen, ihre Kernkraftkapazitäten aus- oder wieder aufzubauen, um den steigenden Bedarf an Elektrizität zu decken. Dies wird nicht nur durch die verstärkte Elektrifizierung in verschiedenen Sektoren, sondern auch durch die Tatsache begünstigt, dass weltweit mehr als 70 Gigawatt neue Kernenergiekapazität im Bau sind. Der Exekutivdirektor der IEA, Fatih Birol, prognostiziert für 2025 sogar eine Rekordproduktion von Strom durch Kernkraft. Es bleibt jedoch fraglich, wie diese Entwicklung in einem breiteren Kontext von Abhängigkeiten von Technologien aus China und Russland zu bewerten ist, insbesondere da einige traditionelle Atomstromländer, wie die USA und Frankreich, mit steigenden Kosten und Verzögerungen bei der Modernisierung ihrer Anlagen kämpfen. Dies zeigt der Bericht der Tagesschau.
Dennoch stehen Länder wie Deutschland, das Mitte April 2023 seinen Ausstieg aus der Kernenergie vollzogen hat, vor der Herausforderung, ihre Energiewende fortzusetzen, während andere Nationen neue Reaktoren in Betrieb nehmen oder ihre bestehenden Kraftwerke wieder nutzen. Der Investitionsbedarf für den zukünftigen Ausbau der Kernenergie wird auf bis zu 117 Milliarden Euro geschätzt.