Der Kampf um die Seelen: Moldaus Kirchen im Schatten der Ukraine-Krise
Chisinau, Moldawien - In der Republik Moldau bleibt das orthodoxe Christentum mit beeindruckenden 95 Prozent der Bevölkerung dominant, wie das Nationale Statistikamt kürzlich in den vorläufigen Ergebnissen der Volks- und Wohnungszählung 2024 veröffentlicht hat. Die Erhebung belegt nicht nur die tief verwurzelte orthodox-christliche Identität des Landes, sondern beleuchtet auch demografische Veränderungen, insbesondere in urbanen Zentren wie Chisinau, wo religiöse Vielfalt erkennbar ist. Während in ländlichen Regionen die orthodoxe Zugehörigkeit vorherrscht, bezeichnen sich in städtischen Gebieten viele als Anhänger protestantischer Konfessionen oder als nicht gläubig, wie kathpress.at berichtet.
Kritik und Umdenken in der Kirche
Besonders brisant ist die aktuelle Situation innerhalb der Moldauischen Orthodoxen Kirche (MolOK), die zur Moskauer Patriarchats gehört. Ihr Oberhaupt, Metropolit Vladimir, hat kürzlich den patriarchalen Rückhalt kritisiert und sich gegen einen möglichen Wechsel zur Rumänischen Orthodoxen Kirche (RumOK) ausgesprochen. Dies geschieht vor dem Hintergrund wachsender Spannungen, die durch den Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Veränderungen in der Wahrnehmung der orthodoxen Glaubensgemeinschaft ausgelöst wurden. Die proeuropäische Regierung Moldaus sowie die steigende Anzahl von Geistlichen, die zur Bessarabischen Metropolie übertreten, setzen die MolOK unter Druck, wie noek.info feststellt.
Mehr als 50 Geistliche haben bereits eine Spaltung vollzogen und sich der Bessarabischen Metropolie angeschlossen, während Metropolit Vladimir die abtrünnigen Priester mit einem päpstlichen Verbot belegt hat. Die Gründe für diesen Exodus sind vielfältig, darunter Korruption innerhalb der MolOK und Bedenken hinsichtlich der Unterstützung des russischen Angriffs auf die Ukraine. Zudem scheint die moldauische Regierung, unter der Leitung von Präsidentin Maia Sandu, die Entwicklungen stillschweigend zu unterstützen, indem sie ein grundsätzlich proeuropäisches Klima fördert. Dies wiederum ermöglicht der Bessarabischen Metropolie, im Wettbewerb mit der MolOK an Einfluss zu gewinnen und die religiöse Landschaft Moldaus neu zu gestalten.
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Ort | Chisinau, Moldawien |
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