Anstieg der Gewalt am Arbeitsplatz: Weiße Ring fordert präventive Maßnahmen

Österreich - Der Bedarf an Unterstützungsleistungen für Verbrechensopfer hat in Österreich stark zugenommen. Laut einem Bericht des Weißen Rings im Jahr 2023 wurden insgesamt 1928 Klienten betreut, wobei die durchschnittliche Betreuungszeit auf 5,4 Monate angestiegen ist. Neben emotionaler Unterstützung haben viele Betroffene auch finanzielle Hilfe benötigt. Etwa 21 Prozent der neuen Klienten erhielten im vergangenen Jahr finanzielle Unterstützung aufgrund von verbrechensbedingten Notlagen, und der Durchschnittsbetrag von 562 Euro stellt eine Steigerung von über 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar.
Besonders alarmierend ist der Anstieg von Delikten gegen Leib und Leben, der mit 52,5 Prozent einen Anstieg um 28,9 Prozent im Vergleich zu 2023 verzeichnet. Im Jahr 2024 stieg zudem die Anzahl der Personen, die Prozessbegleitung in Anspruch nahmen, um 5,5 Prozent. Natascha Smertnig, Geschäftsführerin des Weißen Rings, bezeichnete die neue Regelung zur Übermittlung von Opferschutzdaten an Prozessbegleitungseinrichtungen als „einen ersten zaghafter Schritt in die richtige Richtung“.
Gewalt am Arbeitsplatz: Ein wachsendes Problem
Eine weitere Besorgnis erregende Tatsache ist der Anstieg von Gewalt am Arbeitsplatz. Im Jahr 2023 wurden 99 Klienten vom Weißen Ring als Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz registriert. Die Berichte enthalten Fälle von Bedrohungen, Beschimpfungen und körperlicher Gewalt. Besonders betroffen sind Beschäftigte in den Dienstleistungsberufen, im Pflegebereich und im Verkehrssektor. Diese Situation ist Teil eines weltweit zunehmenden Trends, der durch steigenden Wettbewerb, eine aggressive Gesellschaft sowie die Folgen der Pandemie und Teuerung begünstigt wird.
Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, fand am 29. März 2023 eine Tagung statt, die sich mit dem Thema „Bedroht, beschimpft, geschlagen – Schutz vor Gewalt am Arbeitsplatz – wichtiger denn je!“ befasste. Ziel war es, Bewusstsein für Gewalt am Arbeitsplatz zu schaffen und präventive Maßnahmen sowie Informations- und Serviceleistungen aufzuzeigen. Roman Hebenstreit von der Gewerkschaft vida und Udo Jesionek vom Weißen Ring unterzeichneten während der Tagung ein Arbeitsübereinkommen.
Prävention und Schutzmaßnahmen
Die Sicherheitslage am Arbeitsplatz erfordert ein strukturiertes Vorgehen. Die Gefährdungsbeurteilung ist ein zentraler Aspekt betrieblicher Prävention. Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, Gefährdungen zu ermitteln und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen, um Gewalt und Aggression zu minimieren.
- Technische Maßnahmen: Fluchtmöglichkeiten, Rückzugsräume, Sicherheitsglas und Vermeidung gefährlicher Gegenstände.
- Organisatorische Maßnahmen: Alarmierungssysteme, Notfallpläne und systematische Auswertung von Vorfällen.
- Personelle Maßnahmen: Schulungen zum deeskalierenden Verhalten und regelmäßige Unterweisungen.
Ein offener Umgang mit Gewalt und eine Sensibilisierung für kritische Situationen sind im Unternehmensalltag entscheidend. Führungskräfte tragen die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter und sollten aktiv nach Maßnahmen zur Prävention von Gewalt am Arbeitsplatz suchen. BGW betont die Wichtigkeit von Notfallplänen und klaren Handlungsanweisungen für Krisensituationen.
Die derzeitige Situation und die steigenden Zahlen machen deutlich, dass der Schutz vor Gewalt am Arbeitsplatz nach wie vor ein drängendes Thema ist. Sowohl Unternehmen als auch die Gesellschaft stehen in der Verantwortung, präventive Maßnahmen ernsthaft zu verfolgen, um betroffene Arbeitnehmer zu unterstützen und eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen. Mehr Informationen dazu bietet der Weiße Ring, der kostenlose Unterstützung für Opfer von situativer Gewalt am Arbeitsplatz bietet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Schutz von Opfern und der präventive Umgang mit Gewalt nicht nur gesetzliche Anforderungen erfüllen, sondern auch zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des gesellschaftlichen Klimas beitragen können.
Details | |
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Vorfall | Körperverletzung, Tötungsdelikte, Gewalt |
Ursache | steigender Wettbewerb, aggressive Gesellschaft, Pandemie, Teuerung |
Ort | Österreich |
Quellen |