Innsbruck

Der starke Mann und die Ballade: Robert Spindlers faszinierendes Leben

Literaturwissenschaftler und „Strongman“ Robert Spindler rockt die Bühnen in Europa und forscht in Freiburg über die faszinierenden Balladen der frühen Neuzeit!

Robert Spindler, Anglist und Literaturwissenschaftler aus Tirol, hat neben seiner akademischen Karriere eine spannende Nebenbeschäftigung als „Strongman“. Diese Kombination mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, ist jedoch eine persönliche Ausdrucksform des Vielseitigen. Spindler tritt in Freilichtmuseen, auf Burgfesten und ähnlichen Veranstaltungen auf, wo er durch seine Faszination für das Kuriositätenkabinett des 19. Jahrhunderts das Publikum begeistert.

Seine Darbietungen sind ein Spektakel, das Erinnerungen an Jahrmärkte weckt, wo er beispielsweise Hufeisen mit den bloßen Händen verbiegt. „Bei der Ankündigung meiner Auftritte versammelt sich meist schon eine Menschenmenge und will sehen, was passiert. Es ist eine Mischung aus Nostalgie und Schaulust“, erklärt Spindler. Dies spiegelt seine Leidenschaft wider, die mit seiner wissenschaftlichen Arbeit über englische Balladen der Frühen Neuzeit eng verknüpft ist.

Faszination für Balladen

Die Schätze seiner Forschung findet Spindler in den „Broadside Ballads“, die als erste gedruckte Texte auch für das einfache Volk zugänglich waren. Örtlichkeiten wie die Universität Oxford beherbergen die größte Sammlung dieser Balladen, zu denen er durch ein Schrödinger-Stipendium an die Universität gekommen ist. Spindler erläutert: „Fast alle der unzähligen Balladen, die erhalten sind, können einer sehr geringen Anzahl von formelhaften Erzählstrukturen zugeordnet werden.“ Diese Balladen erzählen oft von Gesetzlosen und Abenteurern, die den Normen ihrer Zeit trotzen.

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Ein zentrales Anliegen des Literaturwissenschaftlers ist es, herauszufinden, wie Geschichten aufgebaut sind und welche archetypischen Elemente sich wiederholen. Dieser Zugang, der ihn bereits in seiner Doktorarbeit begleitete, zeigt sich in seinem neuesten Forschungsprojekt, das sich dem Korpus amerikanischer Balladen widmet. Besonders erwähnt er den berühmten Piraten John Warde, um den sich viele Balladen ranken, und dessen Einfluss auf moderne Figuren wie Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“.

Spindlers Thematik vereint sich mit seiner persönlichen Vorliebe für Abenteuer. Bereits in der Kindheit fesselten ihn Geschichten von Piraten und Helden, die sich gegen Widrigkeiten behaupteten. Diese Leidenschaft führte ihn auch in die Welt des Kraftsports und letztendlich zu seinen Auftritten als „Strongman“.

Doppeltes Leben meistern

Die Balance zwischen Forschung, Auftritten und Familienleben ist für Spindler eine Herausforderung. „Ich vermeide Ablenkung und verzichte auf ein Smartphone“, beschreibt er seine Strategien zur Effizienz. Mit einem geordneten Lebensstil will er einen Beitrag zur Gesellschaft leisten und möglicherweise das Interesse für Literatur bei einem breiteren Publikum wecken.

Er ist überzeugt, dass Literatur auch Menschen aus weniger akademischen Schichten anziehen kann. „Die Weltliteratur ist voll von ,Strongmen‘“, betont er und verweist auf Jack Londons „Seewolf“, eine Rolle, die ihn besonders reizt. Spindler zeigt, wie vielseitig man in der heutigen Welt sein kann und verbindet in seinem Leben Tradition mit Moderne und Wissenschaft mit Unterhaltung.

Zur Person

Robert Spindler (40) studierte Anglistik und Amerikanistik in Innsbruck sowie Germanistik in München. Der Literaturwissenschaftler lehrte in Innsbruck, Bozen und Salzburg, war Fulbright-Stipendiat an der Harvard-Universität (USA) und Schrödinger-Fellow an der Uni Oxford (UK). Noch bis Ende 2024 forscht er an der Universität Freiburg.

Quelle/Referenz
diepresse.com

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