Rechtsextremist Sellner provoziert in Chemnitz – Bürger gehen auf die Straße!

Rechtsextremist Sellner provoziert in Chemnitz – Bürger gehen auf die Straße!
Chemnitz, Deutschland - Am 4. Juli 2025 besuchte der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner die Stadt Chemnitz, wo er von der Stadtratsfraktion Pro Chemnitz/Freie Sachsen eingeladen wurde. Sellner, ehemals Kopf der Identitären Bewegung, sprach aus einem Fenster des Rathauses, nachdem seine geplante Rede im Rahmen einer Fraktionssitzung zum Thema „Remigration“ durch Gerichtsbeschlüsse vereitelt wurde. Die Stadt Chemnitz hatte zuvor eine bereits zugesagte Raumbuchung zurückgezogen, nachdem Sellners Teilnahme bekannt wurde, was auf heftige Proteste in der Stadt stieß.
Die Behörden mussten zwar Sellner als Privatperson den Zutritt zum Rathaus gestatten, dennoch wurde die geplante öffentliche Sitzung mit ihm von zwei Gerichten untersagt. Das Verwaltungsgericht Chemnitz und das Sächsische Oberverwaltungsgericht argumentierten, dass das Thema „Remigration“ nicht in den Zuständigkeitsbereich des Stadtrats falle und dass extremistische sowie rassistische Inhalte bei Sellners Auftritt zu erwarten seien. Der Beschluss des Oberverwaltungsgerichts ist unanfechtbar, was die rechtliche Situation weiter verschärfte.
Kritik und Proteste in Chemnitz
Auf den Auftritt von Sellner folgten Proteste in Chemnitz. Das Aktionsbündnis „Chemnitz verbindet“ organisierte einen Gegenprotest mit rund 500 Teilnehmern, die eine Menschenkette um das Rathaus bildeten. Die Freien Sachsen, die etwa 60 Personen anzogen, versammelten sich dagegen vor dem Rathaus. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die polarisierten gesellschaftlichen Verhältnisse in der Stadt, die sich seit den gewaltsamen Ausschreitungen 2018, als der tödliche Messerangriff auf den Deutsch-Kubaner Daniel H. Neonazi-Demonstrationen und einen Schweigemarsch der AfD auslöste, stark verschärft haben.
Seitdem hat sich Chemnitz zu einem Zentrum rechtsextremer Mobilisierung entwickelt. Die Gruppe „Revolution Chemnitz“ etwa ist bekannt für ihre gewalttätigen Angriffe und terroristischen Pläne. Beobachter wie der Wissenschaftler Prof. Matthias Quent beschreiben die Stadt als Inkubator für rechtsterroristische Mobilisierungen, wobei auch prominente Mitglieder der rechtsextremen Partei AfD aus diesem Umfeld stammen.
Gesellschaftliche Spannungen und Gewalt
In den letzten Jahren sind die Proteste in Chemnitz und anderen sächsischen Städten immer häufiger geworden, wobei sich die „Freien Sachsen“ aktiv gegen Asylsuchende und im Kontext internationaler Konflikte wie dem Ukraine-Krieg positionieren. Prof. Beate Küpper hat diese Proteste als Raumergreifungsstrategien und Mittel zur gesellschaftlichen Dominanz analysiert. Das Resultat ist eine zunehmende Radikalisierung innerhalb der Bevölkerung, die sich auch in der persönlichen Gewalt gegen Geflüchtete zeigt. Laut Bundesregierung gab es im ersten Halbjahr 2023 74 rechtsmotivierte Straftaten gegen Asylunterkünfte und 600 gegen Geflüchtete.
Insgesamt zeigt der Auftritt von Sellner in Chemnitz am 4. Juli 2025, wie tief die Gräben innerhalb der Gesellschaft verlaufen und wie die rechtsextreme Ideologie sowohl innerhalb von politischen Kreisen als auch in breiteren Bevölkerungsschichten an Einfluss gewinnt. Diese Entwicklung ist nicht nur eine Herausforderung für die Stadt Chemnitz, sondern für die gesamte Gesellschaft.
Für weitere Informationen zu den Ereignissen in Chemnitz und der Rolle von Martin Sellner, lesen Sie mehr bei Vienna.at, MDR und WDR.
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Ort | Chemnitz, Deutschland |
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