Proteste in Serbien: Studierende fordern Vucic zum Handeln auf!

Serbische Studierende protestieren seit Monaten gegen Präsident Vucic nach tödlichem Unglück in Novi Sad. Großdemonstration am Vidovdan.
Serbische Studierende protestieren seit Monaten gegen Präsident Vucic nach tödlichem Unglück in Novi Sad. Großdemonstration am Vidovdan. (Symbolbild/DNAT)

Proteste in Serbien: Studierende fordern Vucic zum Handeln auf!

Novi Sad, Serbien - Am 28. Juni 2025 rufen serbische Studierende zu einer Großdemonstration in Belgrad anlässlich des Nationalfeiertages Vidovdan auf. Diese Proteste sind das Ergebnis eines über sieben Monate andauernden Widerstands gegen Präsident Aleksandar Vučić, dessen Regierung mit schweren Vorwürfen der Korruption konfrontiert ist. Der Auslöser für die Demonstrationen war der tragische Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad im November 2024, bei dem 15 bis 16 Menschen starben und der die Wut der Bevölkerung auf die missmanagementierten Regierungsstrukturen entfachte.

Die Studierenden fordern nicht nur eine gründliche Untersuchung des Unglücks, sondern auch die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen. Dies zielt darauf ab, die von ihnen wahrgenommene Korruption innerhalb der Regierung zu beleuchten, die sie als Hauptursache für die Tragödie ansehen. Die Protestformen variieren von Straßenblockaden und Demonstrationen bis hin zu Fußmärschen und Radtouren, einschließlich einer Fahrt nach Straßburg und Brüssel, um international auf ihre Situation aufmerksam zu machen berichtet Kosmo.

Wachsende Protestbewegung

Die Proteste haben eine enorme Dimension erreicht, wobei die größte Demonstration am 15. März 2025 mit bis zu 325.000 Teilnehmern stattfand, trotz offizieller Meldungen, die nur 107.000 Teilnehmer angaben. Die Mobilisierung der Studierenden zeigt bemerkenswerte Selbstorganisation und logistische Fähigkeiten. Politologe Slobodan Markovich sieht die Bewegung als Ausdruck des Versagens etablierter politischer Strukturen, und die öffentlichen Umfragen zeigen ein signifikantes Umdenken: Während die Regierungspartei SNS derzeit bei etwa 33,5% der Stimmen liegt, könnte eine gemeinsame Liste von Studierenden und Opposition bis zu 43% erreichen so der Deutschlandfunk.

Die Protestforderungen haben im Laufe der Monate zugenommen. Neben einer eigenständigen Aufklärung des Dacheinsturzes fordern die Studierenden nun auch vorgezogene Neuwahlen und die Einberufung einer 18-monatigen Übergangsregierung, die faire Wahlen ermöglichen soll. Angesichts der politischen Situation, die durch Rücktritte hochrangiger Regierungsmitglieder, unter anderem von Ministerpräsident Miloš Vučević, geprägt ist, rufen die Teilnehmer von der Bühne zur Versammlung auf berichtet ZDF.

Repression und gesellschaftliche Spaltung

Die Reaktion der Regierung auf die Proteste war oft brutal, mit Festnahmen von Aktivisten und der Erhöhung der Polizeipräsenz. Berichte über ein regierungsfreundliches „Protestcamp“ in Belgrad, das als Propaganda angesehen wird, wecken zusätzliche Spannungen. Zugleich solidarisieren sich viele Professoren und Akademiker mit den Studierenden, was nicht ohne Folgen blieb; einige berichteten von Gehaltskürzungen so Kosmo.

Die Proteste scheinen die gesellschaftlichen Spaltungen zu überbrücken, wobei die Unterstützung vor allem von großen Gewerkschaften und religiösen Führern wie dem katholischen Erzbischof von Belgrad, Ladislav Nemet, für die Bewegung zunimmt. Die Studierenden empfinden hingegen wenig Unterstützung von der Europäischen Union und betonen die nationale Symbolik in ihren Protesten.

President Vučić hat jüngst die Botschaft der Protestierenden anerkannt, stellte aber klar, dass ein politischer Wechsel nur durch Wahlen möglich sei. Bei allem Verständnis verweist er auf ausländische Einmischung als einen weiteren Grund für die gegenwärtigen Unruhen, ein Narrativ, das er während seiner mehr als zwölfjährigen Regierungszeit immer wiederholt hat. Die nächsten Schritte und mögliche Reaktionen der Studierenden und der Regierung bleiben abzuwarten.

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OrtNovi Sad, Serbien
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