In Linz steht die Nibelungenbrücke nun im Fokus eines spannenden Projekts, das von der Kunstuniversität Linz und der Johannes Kepler Universität ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, die Geschichte dieses bedeutenden Bauwerks als Relikt der NS-Zeit transparent zu machen. Die offizielle Eröffnung dieser eindrucksvollen Ausstellung fand am Mittwochabend statt und kann ab sofort besucht werden.
Die Ausstellung mit dem Titel „Über eine Brücke … gehen / fahren / schreiben / forschen / reden / streiten…“ ist in den Brückenkopfgebäuden der Kunstuni Linz zu sehen. Diese Gebäude selbst stammen ebenfalls aus der NS-Zeit und nehmen in der Erinnerungskultur eine bedeutende Rolle ein. Die Kuratorinnen Birgit Kirchmayr, Angela Koch und Wiltrud Hackl möchten mit ihrer Arbeit die Herausforderungen und Themen rund um das Erinnern an den Nationalsozialismus aktiv ansprechen.
Die Brücke als Geschichtszeugin
Ein zentrales Anliegen der Ausstellung ist es, die wenig bekannte Geschichte der Nibelungenbrücke ans Licht zu bringen. Historikerin Birgit Kirchmayr teilte mit, dass bei den Recherchen zur Ausstellung viele bislang unbeachtete Bestände entdeckt wurden, darunter eine umfassende Foto-Dokumentation des Brückenbaus aus dem Stadtarchiv Linz. Diese Dokumentation zeigt eindrücklich den Baufortschritt der Brücke und die damit verbundene großangelegte Baustelle.
Der Name „Nibelungenbrücke“ wurde übrigens erstmals im Jahr 1939 verwendet, als die Brücke kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich erbaut wurde. Der Name verbindet sich laut Kirchmayr mit der Ideologie des Nationalsozialismus, da er eine Erweiterung des „Deutschen Reichs“ symbolisieren sollte.
Ein Mix aus Kunst und Wissenschaft
Ein besonders spannender Aspekt der Schau ist die Verbindung von wissenschaftlicher Forschung und künstlerischen Ausdrucksformen. In der Ausstellung sind künstlerische Beiträge zu finden, wie die Installation „Torte statt Worte“ von Anna Pech und Moritz Matschke, die auf kreative Weise eine Linzer Torte in die Fugen der Brücke eingefügt haben. Diese und weitere Arbeiten erzählen den Nibelungenmythos aus einer feministischen Perspektive und bieten frische Blickwinkel auf die Geschichte.
Die Ausstellung thematisiert nicht nur die Geschichte der Brücke, sondern auch die aktuellen Herausforderungen und den Umgang mit der NS-Vergangenheit. Besucher können in einem Bereich aktiv am Diskurs teilnehmen, indem sie ihre Gedanken in einem Gästebuch oder auf Postkarten festhalten. Diese Beiträge werden kontinuierlich dokumentiert und tragen zur Dynamik der Ausstellung bei.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Rolle der Zwangsarbeit beim Bau der Nibelungenbrücke. Historische Dokumente, darunter alte Zeitungsartikel und Original-Baupläne, stehen den Besuchern zur Verfügung und bieten Einblicke in die dunklere Seite der Baugeschichte. Einfasst von einer akustischen Erfahrung in Kooperation mit „Sounding Linz“ wird die Brücke sowohl akustisch als auch visuell erlebbar gemacht.
Die Ausstellung ist bis zum 18. Dezember geöffnet, von Montag bis Freitag zwischen 11 und 18 Uhr, und der Eintritt ist frei. Begleitend gibt es mehrere Diskussionsrunden, bei denen Experten wie Wiltrud Hackl und Angela Koch über verschiedene Aspekte der Ausstellung und der Nibelungenbrücke sprechen werden.
Für detaillierte Informationen und Themenvertiefung bietet sich die Teilnahme an den Veranstaltungen an, die für ein breites Publikum geöffnet sind.
Mehr Informationen über diese spannende Ausstellung sind hier zu finden.
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