Das Tagebuch von Ruth Maier, einer jüdischen Mädchen aus Wien, ist bei weitem weniger bekannt als das von Anne Frank, aber es liefert ein ebenso kraftvolles Zeugnis der Schrecken der NS-Zeit. Von 1933 bis zu ihrer Deportation im Jahr 1942 dokumentierte Ruth ihr Leben und ihre Gedanken, wobei sie intime Einblicke in die Realität des jüdischen Lebens in Österreich während des Dritten Reichs gab. Nach ihrem gewaltsamen Tod wurde ihr Tagebuch mehr als 50 Jahre später im Nachlass der norwegischen Dichterin Gunvor Hofmo, ihrer großen Liebe, gefunden.
Ruth Maier wird oft als die „Anne Frank von Österreich“ bezeichnet, was eine kleine, aber bedeutsame Anerkennung beschreibt, da sie in einem Umfeld lebte, das von Diskriminierung und Gewalt gegen Juden geprägt war. Die Dokumentation des ORF über ihr Leben und ihr Werk thematisiert die unerträglichen Umstände, unter denen Ruth ihre Erinnerungen aufzeichnete. Diese Tagebücher wurden in Norwegen als Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes anerkannt, was die waarde ihrer Schilderungen unterstreicht, insbesondere in Bezug auf die Gesellschaft während der NS-Besatzung.
Hintergrund und Flucht nach Norwegen
Ruth Maier wurde in eine assimilierte jüdische Familie geboren, deren Wohlstand jedoch ein abruptes Ende fand, als die Nationalsozialisten 1938 die Macht übernahmen. Die Deportation begann und viele jüdische Menschen, darunter auch ihre Familie, verloren alles. Ruths jüngere Schwester Judith konnte mit einem der „Kindertransporte“ nach Großbritannien fliehen, während Ruth zu spät kam, um an einem der letzten Transporte teilzunehmen. Dies führte dazu, dass sie im Januar 1939 nach Norwegen fliehen musste, wo sie versuchte, ein neues Leben aufzubauen und den Schrecken der Vergangenheit hinter sich zu lassen.
In Norwegen lernte sie die Sprache und meldete sich freiwillig zum Arbeitsdienst. Sie fand eine kurze Zeit des Glücks mit Gunvor Hofmo, doch die Realität holte sie schnell wieder ein, als die Wehrmacht Norwegen besetzte und die Verfolgung von Juden erneut begann. Ihre Situation verschlechterte sich dramatisch, als die Kollaborationsregierung unter Vidkun Quisling die Initiative zur Festnahme aller in Norwegen lebenden Juden ergriff. Dies führte zur letztendlichen Deportation, die für Ruth Maier am 1. Dezember 1942 in Auschwitz endete.
Die letzten Stunden vor ihrer Deportation waren von Angst und Verzweiflung geprägt. Der norwegische Dichter Jan Erik Vold, der Ruths Tagebuch herausgab, berichtete über die Razzia, bei der sie verhaftet wurde. Ihre letzten Worte an Freunde und Bekannte, dass sie nie zurückkommen werde, sind sowohl berührend als auch das traurige Symbol des Schicksals, das viele jüdische Menschen während des Holocaust erlitten haben.
Das Vermächtnis von Ruth Maier ermutigt uns, die Stimmen der Vergangenheit zu hören und die Lehren aus der Geschichte nicht zu vergessen. Ihr Tagebuch steht als ein eindringlicher Bericht über die Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen antun können, und als testamentarisches Dokument des Überlebenswillens und der Hoffnung, die Menschen in dunkelsten Zeiten hegen. Ihre Geschichte gewinnt immer mehr an Bedeutung, auch in der gegenwärtigen Gesellschaft, in der Rassismus und Diskriminierung weiterhin existieren.
Eine Vertiefung in ihr Leben und ihre Gedanken wird durch verschiedene Medien angeboten, darunter Musicals und Dokumentationen, die das Erbe von Ruth Maier bewahren und weitertragen. Mehr dazu finden sich auf osthessen-news.de.