
Im Rahmen einer laufenden Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hat die Stadt Krems an der Donau eine bedeutende Maßnahme ergriffen. In der Hans-Plöckinger-Straße in Stein wird künftig eine Begleittafel angebracht, die auf die problematische Vergangenheit des Namensgebers hinweist. Die Tafel wird auf die NSDAP-Mitgliedschaft von Hans Plöckinger sowie seine Aktivitäten in der NS-Stadtverwaltung aufmerksam machen. Des Weiteren wird auf antisemitische Elemente in seinen Schriften hingewiesen.
Die Entscheidung, diese Maßnahme einzuführen, erfolgte auf Empfehlung des „HistorikerInnenbeirats“, wie Edith Blaschitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität für Weiterbildung Krems und Mitglied des Beirats, erklärt. Der Beirat hat sich dazu zum Ziel gesetzt, die Stadt in zeithistorischen Fragen zu unterstützen und bewusst auf die Belastungen von Persönlichkeiten hinzuweisen, die im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen.
Das Ziel der historischen Aufarbeitung
Blaschitz hebt hervor, dass es wichtig sei, aus der Geschichte zu lernen. Laut ihrer Aussage kann man nicht einfach ignorieren, was geschehen ist: „Man muss über die Vergangenheit Bescheid wissen und kann nicht so tun, als wäre das alles nie geschehen. Das Lernen aus der Geschichte hat eine große Bedeutsamkeit für die Gegenwart.“
Die Transformation von Straßenbenennungen ist allerdings mit Herausforderungen verbunden. Anstatt mit Umbenennungen zu arbeiten, wird im Allgemeinen auf Zusatztafeln zurückgegriffen, um sowohl den ursprünglichen Namen zu bewahren als auch über die problematischen Aspekte der Person zu informieren. Außerdem wurde in Krems nur eine Straße umbenannt, die Maria Grengg-Gasse, die nun nach der Reformpädagogin Margarethe Schörl benannt ist. Der Name Grengg wurde geändert, da sie offen ihre Verehrung für Adolf Hitler zum Ausdruck brachte.
Gerald Lamprecht, Leiter des Instituts für Jüdische Studien an der Universität Graz, hat die Problematik der belasteten Straßennamen ebenfalls intensiv untersucht. Er glaubt, dass es unumgänglich ist, den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern. „Wenn eine Straße umbenannt wird, ist es wichtig, diesen Prozess dokumentiert und erklärt zu haben“, so Lamprecht. Nur so könne eine klare Absicht der Stadtgemeinde vermittelt werden, die besagt, dass man Persönlichkeiten mit problematischem Hintergrund nicht als Repräsentanten der Stadt akzeptiert.
In den letzten Jahren hat sich in Österreich eine gewisse Norm etabliert: zahlreiche Straßen erhalten Kontexttafeln, anstatt umbenannt zu werden. Lamprecht betont, dass diese Art der Aufarbeitung ein Aushandlungsprozess ist, bei dem sich die Gesellschaft einig sein muss, welche Werte vertreten werden sollen. Dies ist besonders relevant für künftige Generationen und zeigt einen klaren Weg im Umgang mit der Geschichte.
Diese Entwicklungen in Krems spiegeln das zunehmend wachsende Bewusstsein um die Verantwortung im Umgang mit historisch belasteten Namen wider. Mehr Informationen über die Hintergründe und weiterführende Diskussionen zu diesen Themen können im Artikel von kurier.at nachgelesen werden.
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