Kunst und Missbrauch: Wiener Festwochen im Fokus der MeToo-Debatte!

Kunst und Missbrauch: Wiener Festwochen im Fokus der MeToo-Debatte!
Wien, Österreich - Die Wiener Festwochen stehen im Zeichen eines kontroversen Kongresses, der sich mit den Themen Kunst, Missbrauch und der MeToo-Bewegung beschäftigt. Veranstaltet von Milo Rau, findet der Kongress im Odeon statt und umfasst ein abwechslungsreiches Programm, das sich über das Wochenende erstreckt. Am Freitag hielt Rau die Eröffnungsrede und stellte die Werbelinie der Festwochen zur Diskussion. Am Samstag folgten Fachgespräche zu Otto Muehl und Florian Teichtmeister. Den Abschluss bildete am Sonntag eine Diskussion über Till Lindemann mit einer Jury und dem „Rat der Republik“, welche die sensiblen und oftmals schmerzhaften Themen aufgreifen.
Rau thematisierte in seiner Eröffnungsrede die Kritik an der Werbeästhetik der Festwochen, die im Zusammenhang mit nackten Models steht, und trug ein „V“ auf der Stirn, ein Symbol für Liebe. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für verschiedene Stimmen, darunter Dolores Schmidinger, die problematische Verhaltensweisen in der Theaterwelt ansprach, und Markus Öhrn, der von seiner traumatischen Kindheit und den Auswirkungen der MeToo-Bewegung berichtete.
Kritik und Diskussionen zu Kunst und Verantwortung
Ein zentraler Punkt der Debatte war die Auseinandersetzung mit Otto Muehl, der 1991 wegen schwerer Straftaten verurteilt wurde. Ehemalige Bewohnerinnen der Kommune, in der Muehl lebte, berichteten über Missbrauch und die Verantwortung der Kunstszene. Die Diskussion über seine Kunstwerke, insbesondere die sogenannten „Rutschbilder“, wurde von der Psychotherapeutin Ruth Bourgogne eröffnet, die deren Schönheit jedoch vor dem grauenhaften Hintergrund des sexuellen Missbrauchs sieht. Es stellt sich die Frage, ob Mühls Werke aus dem Kunstkanon gestrichen werden sollten oder nicht. Ein neues privates Aktionismus-Museum zeigt nur Werke, die vor der Gründung der AAO-Kommune entstanden sind. Die Leiterin des Museums, Julia Moebus-Puckener, betonte, dass keine „Täter-Glorifizierung“ stattfinden solle, eine Aussage, die jedoch von Vertreterinnen der Gruppe Mathilda in Abrede gestellt wird, die eine Komplizenschaft mit der Rape Culture sahen.
Die mediale Behandlung von Florian Teichtmeister, der 2023 nach Vorwürfen entlassen wurde, wurde ebenfalls kritisch hinterfragt. Tanya Bakich, die Ausstellungen kuratiert, sprach sich für einen ordentlichen Umgang mit der medialen Aufmerksamkeit in diesen sensiblen Fällen aus. Währenddessen äußerte Hedwig Wölfl Bedenken zur Verharmlosung von „Hands-off-Delikten“. Rechtsanwalt Rudolf Mayer plädierte für eine Einschränkung der Berichterstattung und beleuchtete den komplexen Umgang mit der Inhaftierung von Kunst in der Öffentlichkeit.
Gesellschaftliche Reflexionen und Zukunftsausblick
Die Debatte über die Themen Kunst, Sexualität und Machtverhältnisse spiegelt eine breitere gesellschaftliche Reflexion wider, die durch die MeToo-Bewegung angestoßen wurde. Die strukturellen patriarchalen Systeme, die in Literatur, Kultur und Alltag existieren, werden zunehmend sichtbar gemacht, was eine intensivere Diskussion über diskriminierendes Verhalten erfordert. Das Bewusstsein für sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Frauen hat zugenommen, nicht nur im Kunstbereich, sondern auch in Schulen und am Arbeitsplatz. Die MeToo-Debatte hat als Wegbereiter für weitere Bewegungen gedient und viele Staaten haben ihre Gesetze im Bereich des Sexualstrafrechts verschärft.
Mit dem bevorstehenden Prozess gegen Dominique Pelicot am 18. Juni, der live gestreamt wird, zieht der Kongress auf eindringliche Weise die Aufmerksamkeit auf die Verantwortung und die mehrdimensionale Auseinandersetzung mit Kunst und ihrer Geschichte. Es bleibt zu hoffen, dass der Austausch auf dem Kongress dazu beiträgt, die Debatte über Missbrauch und fragliche Kunst weiter anzuregen und positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen.
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Ort | Wien, Österreich |
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