In Nigeria stirbt jede sieben Minuten eine Mutter bei der Geburt!

Nigeria - In Nigeria, dem Land mit der höchsten Müttersterblichkeit weltweit, stirbt alle sieben Minuten eine Frau während oder unmittelbar nach der Geburt. Im vergangenen Jahr starben schätzungsweise 75.000 Frauen, was fast einem Drittel aller globalen geburtsbedingten Todesfälle entspricht, wie Kosmo berichtet. Die Gründe für diese alarmierenden Zahlen sind vielfältig und reichen von Blutungen nach der Geburt und Komplikationen während der Entbindung bis hin zu Bluthochdruck und unsachgemäß durchgeführten Abtreibungen.
Die nigerianische Bevölkerung von 218 Millionen Menschen verfügt über nur 121.000 Hebammen, während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Zahl von 700.000 empfiehlt. Diese Unterversorgung ist ein wesentlicher Bestandteil des chronisch überlasteten Gesundheitssystems des Landes, das zusätzlich durch eine marode Infrastruktur und unerschwingliche Behandlungskosten geschwächt wird.
Schicksale betroffener Frauen
Die Auswirkungen dieser Krise sind für die betroffenen Familien verheerend. Frauen wie Jamila Ishak haben sich für Hausgeburten entschieden, weil sie in öffentlichen Kliniken keine Hilfe erhalten konnten. Im Gegensatz dazu konnte Chinwendu Obiejesi durch private Betreuung eine positive Geburtserfahrung machen. Tragisch verlief das Schicksal von Nafisa Salahu, die während eines Ärztestreiks drei Tage in den Wehen lag; trotz Kaiserschnitt verlor sie ihr Baby.
Täglich verlieren 200 Familien in Nigeria eine Mutter, Tochter oder Schwester wegen der gegenwärtigen Gesundheitskrise. Um dem entgegenzuwirken, hat die nigerianische Regierung 2023 das „Mami“-Programm ins Leben gerufen, welches darauf abzielt, die Müttersterblichkeit in 172 gefährdeten Gemeinden zu senken. Dazu gehört die systematische Erfassung von Schwangeren, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und der Ausbau von Transportmöglichkeiten zu Gesundheitseinrichtungen.
Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung
Die WHO schätzt die Müttersterblichkeit von Nigeria auf 814 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten, wobei der lebenslange Risiko für eine nigerianische Frau, während der Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, bei 1 zu 22 liegt. Zum Vergleich: In entwickelten Ländern beträgt dieses Risiko 1 zu 4.900 (siehe joghr). Das hohe Maß an Müttersterblichkeit wird überdies durch drei Hauptursachen von Verzögerung versehen: die Entscheidungsfindung zur Inanspruchnahme von medizinischer Versorgung, die Erreichbarkeit einer Einrichtung sowie das Warten auf qualifizierte Hilfe.
In Nigeria gibt es rund 34.000 Primärgesundheitszentren, die jedoch oft nicht genügend Kapazitäten bieten. Die Zugänglichkeit und die wahrgenommene Qualität der Dienstleistungen spielen eine entscheidende Rolle: Positive Erfahrungen und das Vertrauen in medizinisches Personal sind entscheidend für die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Viele Frauen entscheiden sich aufgrund von schlechten Erfahrungen oder dem Missmut gegenüber staatlichen Einrichtungen für Hausgeburten. Kulturelle Praktiken, wie die weibliche Abgeschiedenheit in Nordnigeria, verstärken diese Tendenz.
Perspektiven und notwendige Maßnahmen
Die nigerianische Gesundheitspolitik steht vor der Herausforderung, nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Verbesserungen der Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Forscher empfehlen eine holistische Herangehensweise, die sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite berücksichtigt, um die Qualität der Gesundheitsversorgung zu erhöhen. Zudem erfordert die Situation substanzielle Investitionen, um eine nachhaltige Verbesserung der Müttersterblichkeit zu erzielen. All dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Nigeria mit einem chronischen Ärztemangel zu kämpfen hat: Mit etwa 89.800 ausgebildeten Ärzten entspricht das Verhältnis von 0,39 Ärzten pro 1.000 Einwohner weit unter dem globalen Durchschnitt von 1,71 Ärzten pro 1.000 Einwohner (laenderdaten.info).
Um die Müttersterblichkeit in Nigeria nachhaltig zu senken, müssen sowohl staatliche Maßnahmen als auch das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem gefördert werden. Die Gesundheitskrise erfordert einen sofortigen Handlungsbedarf, um das Leben von Müttern und Neugeborenen zu schützen.
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Ort | Nigeria |
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