Jedes Jahr am 2. Oktober wird im Hotel zur Post in St. Valentin, einem idyllischen Ort im Bezirk Amstetten, der Geburtstag von Annemarie Rogl gefeiert. Diese besondere Tradition hat einen tiefen historischen Bezug, denn Annemarie ist die Nichte von Leopold Figl, einem der bedeutendsten Staatsmänner Österreichs. Lange ist es her, dass der berühmte Politiker seinen Geburtstag feierte – er wäre in diesem Jahr 122 Jahre alt geworden. Annemarie Rogl wiederum feierte kürzlich ihren 82. Geburtstag im Kreise von Freunden und Bekannten.
Zwischen herzlichen Gratulationen und Erinnerungen an vergangene Zeiten wurden im festlich dekorierten Hotel zahlreiche Anekdoten erzählt. Annemarie blickt besonders fond auf die Stunden zurück, die sie mit ihrem Onkel dabei verbrachte, als er sie zu wichtigen Anlässen in das Kanzleramt einlud. „Wir hatten viel Spaß zusammen und er war immer ein sehr liebevoller Onkel“, erzählt sie mit einem Lächeln.
Erinnerungen an den historischen Staatsbesuch
Eine der lebhaftesten Erinnerungen, die Annemarie Rogl mit ihrem Onkel verbindet, ist die berühmte Kukuruz-Wette mit dem sowjetischen Präsidenten Nikita Chruschtschow im Jahr 1961. „Wir haben damals draußen im Freien gegessen, bevor die beiden ins Maisfeld gingen, um zu entscheiden, wo der Mais höher wuchs“, erinnert sie sich. Dieses außergewöhnliche Ereignis fand auf dem Bauernhof ihres Onkels in Rust im Tullnerfeld statt. Annemarie hatte den unvergesslichen Vorteil, als Bedienung beim Staatsbesuch dabei zu sein und erlebte die spannenden Momente aus erster Hand, während sie gleichzeitig die Besonderheiten eines historischen Treffens verfolgte.
Im Figl-Zimmer des Hotels, das mit Bildern und Erinnerungsstücken aus der Zeit geschmückt ist, wird die Geschichte diesen denkwürdigen Staatsbesuchs lebendig. Ein Bild zeigt den historischen Augenblick, als Figl und Chruschtschow auf dem Bauernhof in Rust an einem Tisch sitzen. „Es war ein großer Moment für Österreich und auch für unsere Familie“, fügt sie hinzu.
Ein Hauch von Nostalgie und Gastfreundschaft
Zu den besonderen Erinnerungen von Annemarie Rogl gehören auch die Geschenke des sowjetischen Präsidenten, der zur Feier Wodka und Kaviar mitbrachte. „So etwas hatten wir vorher noch nie gesehen“, lacht sie. Diese Details machen das Ereignis sowohl für die Zeitzeugin als auch für die Gäste, die im Hotel einkehren, faszinierend. Viele aus Österreich sowie internationale Besucher kommen, um von Annemarie zu hören und mehr über die Persönlichkeit von Leopold Figl zu erfahren. „Das Interesse an Geschichte und gerade an solchen persönlichen Erlebnissen ist enorm“, stellt sie fest.
Die Gegenwart des ehemaligen Kanzlers ist für die Familie Rogl immer spürbar. Trotz der Erinnerungen an die schweren Zeiten, die Figl während seiner Inhaftierung in den Konzentrationslagern Mauthausen und Dachau durchlebte, bleibt er für Annemarie ein Symbol der Stärke und des Durchhaltevermögens. „Er hat über seine Erfahrungen zwar nie viel gesprochen, aber man fühlt die Narben, die er davontrug“, erklärt sie nachdenklich.
Inmitten der Festlichkeiten erkennt Annemarie die Bedeutung der Erinnerungen und den Wert des Austauschs mit den Gästen. Nicht nur für sie, sondern für alle, die sich auf die Spuren der Geschichte begeben. Mit Stolz erzählt sie von ihrer Position als Lieblingsnichte, und es ist offensichtlich, dass die Erinnerungen an diese bedeutende Verbindung für sie von unschätzbarem Wert sind. Somit wird der Geburtstag nicht nur für Annemarie, sondern auch für viele andere zu einem Ereignis, das die Wurzeln der regionalen Geschichte auf wunderbare Weise festhält.
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