Im Herzen von Döbeln schlummerte der Ratskeller über viele Jahre, und das in Zeiten, als er einst als erste Adresse für exzellente Gastronomie galt. Seit dem plötzlichen Ende des letzten Pächters vor sieben Jahren, der sein italienisches Restaurant nach kurzer Zeit schließen musste, hatte das historische Gebäude im Rathaus fast ausschließlich eine Schattenexistenz gefristet. Selbst während der Pandemie diente es lediglich als Testzentrum. Doch das ändert sich nun, denn am 2. November wird der Ratskeller für eine Nacht wieder zum Leben erweckt.
Organisiert wird dieses Comeback von Michael Köhler und Tino Poitzsch, die den Döbelner Getränkevertrieb leiten. „Wir möchten den Ratskeller der Öffentlichkeit wieder näherbringen. Er befindet sich in einem Dornröschenschlaf, aber die Einrichtung ist noch intakt“, sagte Köhler. Der Unternehmer ist kein Unbekannter in der Döbelner Gastronomie-Szene. Er eröffnete 1997 das Döbelner Brauhaus im Ratskeller und war dort über ein ganzes Jahrzehnt tätig. Mit seinem Projekt am Kneipenabend will er sowohl den Ratskeller als auch die Ratskellerdiele öffnen, wo unterschiedliche Musikrichtungen die Gäste erfreuen werden.
Ein Abend voller Musik und Kulinarik
Zurück in der Gegenwart bedeutet das: Am Kneipenabend wird Bernd Birbils im Ratskeller aufspielen, während in der angrenzenden Diele Julifa, bekannt für ihre Pop- und Rockmusik, die Jüngeren anspricht. Köhler hat sich bereits auf die Herausforderung vorbereitet, die lange ungenutzten Räume wieder nutzbar zu machen. “Ich werde den Ratskeller für eine Woche von der Stadt mieten und benötige etwas Zeit für die Vorbereitungen”, erklärte Köhler.
Besonders wichtig ist ihm dabei, ein durchdachtes Beleuchtungskonzept für den Abend zu entwickeln. Die vorhandene Schankanlage soll nach einer gründlichen Reinigung wieder in Betrieb genommen werden. Die kulinarische Versorgung übernimmt Albis Petrol Corner aus Waldheim, die mit Fingerfood und Burgern für das leibliche Wohl der Gäste sorgen werden. „Wir bieten Gerichte an, die man im Stehen genießen kann“, so Köhler weiter.
Herausforderungen für die Zukunft
Leider wird der Zauber nach dieser einzigartigen Nacht ebenso schnell wieder vorbei sein. Für den Ratskeller bleibt es ungewiss, ob in naher Zukunft ein neuer Pächter gefunden wird. Laut Jürgen Aurich, der für die Liegenschaften der Stadt zuständig ist, gab es in den letzten Jahren immer wieder Anfragen, doch konkretisiert hat sich nichts. „Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Ratskeller ist nicht klein und benötigt eine solide Umsatzbasis sowie ausreichend Personal“, so Aurich.
Die infrastrukturellen Gegebenheiten sind ein weiteres Hindernis. Die Gaststätte ist alles andere als behindertengerecht, und die Toiletten befinden sich im Keller, was bei Veranstaltungen mit älteren Gästen unangenehm werden kann. Hinzu kommen hohe Nebenkosten, die durch das alte Heizungs- und Belüftungssystem verursacht werden. „Bevor es da keine konkreten Pläne gibt, wird die Stadt nicht in Vorleistung gehen“, erklärte Aurich.
Die Kneipenmeile am 2. November steht im Zeichen der Wiederbelebung eines alten Brauchs: der Döbelner Kneipennacht, die 2009 das letzte Mal stattgefunden hatte. An diesem Abend öffnen zehn verschiedene Lokalitäten ihre Türen und bieten Livemusik für die erwarteten Gäste. Die erworbenen Eintrittsbändchen sind mittlerweile im Vorverkauf für 10 Euro erhältlich und versprechen ein unterhaltsames Erlebnis.