Klagenfurt, 03.12.2024 (KAP) – In einem eindringlichen Vortrag hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner für eine "Kultur des Vertrauens" plädiert, die dem verbreiteten Gefühl der Angst in der Gesellschaft entgegenwirken soll. In der Diözese Gurk-Klagenfurt stellte Zulehner seine Ansichten zu notwendigen Kirchenreformen vor und verwies auf aktuelle Entwicklungen in den österreichischen Diözesen. Dabei stützte er sich auf Ergebnisse aus Online-Umfragen, die ein deutlich gewandeltes Kirchenbild zeigen: Während die traditionelle "Priesterkirche" vom Priester und seinen Aufgaben geprägt ist, fordert Zulehner eine Wende hin zur "Taufberufungskirche", in der die Gläubigen in den Mittelpunkt rücken. Die Diözese Gurk-Klagenfurt berichtete über die Veranstaltung.
Die divergierenden Kirchenbilder führen Zulehner zufolge zu Spannungen innerhalb der Gemeinden. Er erkannte, dass Vertreter der Priesterkirche oft resistent gegenüber Strukturreformen sind, die den Übergang zu einer zukunftsfähigen Taufberufungskirche beschleunigen könnten. Darüber hinaus betonte er die Notwendigkeit einer "neuen Ehrenamtskultur", unterstützt von hauptamtlichen Mitarbeitern, um die pastorale Tätigkeit effektiver zu gestalten. Die Direktorin der Abteilung JungeKirche der Diözese Gurk, Irina Kolland, händigte den Anliegen der jüngeren Generation ein Gehör und betonte deren Wunsch nach verstärkter Partizipation. Laut Katholisch.de ist das Hauptmotiv für diese Kirchenreformen auch der Geldmangel, was Zulehner als ehrlichere Herangehensweise kritisierte.
Transformation der Kirchenstruktur
Kritik an der gegenwärtigen Kirchenstruktur äußerte Zulehner auch im Kontext der häufiger hinterfragten Teilnahme an Gottesdiensten. Er stellte fest, dass viele Gläubige glauben, auch ohne regelmäßigen Messbesuch gute Christen zu sein, was einen scharfen Widerspruch zur Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils darstellt. Seine Position: Die Kirche müsse proaktiv einen Übergang gestalten und nicht passiv einen Niedergang verwalten. Informationen aus seiner bevorstehenden Publikation "Zeitenwende. Aufgaben und Chancen kirchlicher Strukturreformen" belegen die wachsende Forderung vieler Kirchenmitglieder nach einem entschiedenen Engagement für Frieden und Gerechtigkeit.
Zusammenfassend hebt Zulehner hervor, dass die katholische Kirche sich in einer entscheidenden Wende befindet, die neue Wege in der Pastoralarbeit und in der Struktur der Gemeinschaft erfordert. Das Gespräch mit Gläubigen, besonders mit der Jugend, soll offener und ehrlicher gestaltet werden, um den Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden.
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