Musik des Gedenkens: Konzertabend im Reaktor Wien begeistert!

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Konzert des Royal String Quartet am 2.09.2025 in Wien: Musik zur Erinnerung an den Weltkrieg, Werke von Reich, Glass und Górecki.

Konzert des Royal String Quartet am 2.09.2025 in Wien: Musik zur Erinnerung an den Weltkrieg, Werke von Reich, Glass und Górecki.
Konzert des Royal String Quartet am 2.09.2025 in Wien: Musik zur Erinnerung an den Weltkrieg, Werke von Reich, Glass und Górecki.

Musik des Gedenkens: Konzertabend im Reaktor Wien begeistert!

Am 2. September 2025 fand ein bedeutender Konzertabend des polnischen Royal String Quartet in der neu beleben Veranstaltungsstätte Reaktor in Wien-Hernals statt. Der Abend stand im Zeichen des Gedenkens und reflektierte die menschlichen Tragödien, die mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden sind, ohne sich ausschließlich auf die Kriegsereignisse zu konzentrieren. Die Präsentation umfasste Werke von renommierten Komponisten wie Steve Reich, Philip Glass und Henryk Górecki.

Besonders hervorgehoben wurde Steve Reichs Werk „Different Trains“, das 1988 komponiert wurde. Es ist ein eindringliches Stück für Streichquartett und Tape, das persönliche Erinnerungen und historische Reflexionen miteinander verwebt. Reich, der als Jude während des Zweiten Weltkriegs zwischen New York und Los Angeles reiste, stellte sich vor, wie sein Lebensweg in Europa möglicherweise von den Schrecken des Holocaust beeinflusst worden wäre. Das Stück zerfällt in drei Sätze, die die Themen vor, während und nach dem Krieg behandeln.

Musikalische Erlebnisse

Die Aufführung fiel durch ihre unprätentiöse und nachdenkliche Atmosphäre auf und ließ Raum für tiefes Gedenken an die aktuellen Geschehnisse in der Welt. Das Royal String Quartet schuf durch den besonderen Nachhall der Reaktor-Halle einen akustischen Bodensatz, der es den einzelnen Instrumenten ermöglichte, sich von ihm abzuheben. Besonders ansprechend war die Interpretation von Philip Glass’ „Mishima“-Quartett, das mit seinem eigenen Fluss und den Tempowechseln die Zuhörer in den Bann zog.

Das 1. Streichquartett von Henryk Górecki, das ursprünglich für das Kronos Quartet geschrieben wurde, stand ebenfalls auf dem Programm. Es greift ein Thema des polnischen Renaissancekomponisten Wacław z Szamotuł auf und wertet die Reise des Zuhörers durch die europäische Musikgeschichte auf. Die Vielfalt der dargebotenen Musik widerspiegelt die reichhaltige kulturelle Heritage, die trotz der dunklen Kapitel der Geschichte weiterhin Gehör findet.

Die Bedeutung von Erinnerung

Das Konzert stellte nicht nur eine künstlerische Darbietung dar, sondern war auch Teil eines umfassenderen Trends, der seit den 1980er Jahren in der Erinnerungsarbeit an den Holocaust beobachtet werden kann. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landschaft der Gedenkkultur gewandelt, hin zu einer stärkeren Berücksichtigung nichtjüdischer Opfergruppen und sowjetischer Perspektiven. Diese Transformation umfasst auch neuartige Gedenkformen, die sowohl private als auch öffentliche Erinnerungen ermöglichen.

Es wird zunehmend gefordert, Musikstücke von marginalisierten Komponisten wie Viktor Ullmann, Pavel Haas und Erwin Schulhoff in Gedenkprogramme einzubeziehen, um eine vielfältigere Auseinandersetzung mit der Geschichte zu fördern. Die Aufführung von Musik aus dem Holocaust trägt dazu bei, das kulturelle Gedächtnis lebendig zu halten und das Wissen über diese Zeit zu bewahren. Laut holocaustmusic.ort.org sollte die Musik nicht nur als historische Artefakte betrachtet werden, sondern als lebendige Kunstform, die einen Dialog über die Vergangenheit anregt.

Der Abend im Reaktor bleibt ein eindringliches Zeugnis der Notwendigkeit, die Vergangenheit zu reflektieren und die Stimmen derjenigen zu hören, die oft zum Schweigen gebracht wurden. Die Konzerte stehen im Kontext einer breiteren Bewegung, die das Gedenken an die Opfer des Holocaust auf vielfältigere und inklusivere Weise anstrebt.