Der Literaturpreis des Bezirks Schwaben hat in Memmingen für große Begeisterung gesorgt. In der beeindruckenden Kulisse des Kreuzherrnsaals fand am Freitag die feierliche Verleihung statt, bei der Achim Jäger aus Stuttgart als Hauptpreisträger hervorging. Mit seinem packenden Werk „Irgendwo bellte ein Hund“ gewann er den mit 2.500 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises, der insgesamt mit 6.600 Euro an Preise aufwartet.
Insgesamt wurden vier herausragende Werke aus 139 anonymisierten Einsendungen von einer zwölfköpfigen Jury ausgewählt. Das diesjährige Thema lautete „Auf Augenhöhe“, welches sich intensiv mit der Inklusion und den Herausforderungen im Umgang mit Menschen mit Behinderung auseinandersetzte. Bezirkstagspräsident Martin Sailer würdigte die Vielfalt der Werke und deren emotionale Tiefe.
Die Preisträger und ihre Werke
Der zweite Platz wurde an Michael Lichtwarck-Aschoff für seinen Text „Sodann wird Gernot L. auf Augenhöhe verbracht“ verliehen. Dieser beleuchtet aus der Perspektive eines Arztes die Hierarchien im Klinikalltag und die Erfahrungen eines Patienten, der das Gefühl hat, weit unter der „Augenhöhe“ des medizinischen Personals zu sein. Lichtwarck-Aschoff nahm das Motto des Literaturpreises „am ernstesten“ an und stellte die Schwierigkeiten und Ungleichheiten in der medizinischen Versorgung dar. Die Jury lobte seine Erzählweise, die an die Werke von Franz Kafka erinnert.
Den dritten Platz erhielt Katharina Prestel für ihren einfühlsamen Text „Bilder einer Ausstellung II“, der eine Kunstausstellung für Menschen mit Sehbehinderungen literarisch übersetzt. Die Jury bemerkte, dass Prestel es schaffte, nicht nur visuelle Eindrücke zu vermitteln, sondern auch andere Sinne anzusprechen – ein eindrucksvolles Beispiel für Inklusion durch Sprache. Schließlich wurde der junge Autor Andreas Schmid mit dem Nachwuchspreis für seinen Text „Entgleist“ geehrt, wo er die Jury mit einer frischen Perspektive überzeugte.
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Ehrung von Lilly Haller, die für ihre außergewöhnlichen Leistungen mit einem Anerkennungspreis bedacht wurde. Trotz ihrer schweren körperlichen Behinderung hat die 17-Jährige mit Unterstützung ihrer Mutter das Schreiben erlernt und im Alter von 16 Jahren ihr Buch „Aus dem Herzen, für die Seele“ veröffentlicht. Die Jury würdigte Hallers Mut und Kreativität als inspirierendes Beispiel, wie man trotz widriger Umstände literarischen Ausdruck finden kann.
„Die ausgezeichneten Texte zeigen auf beeindruckende Weise die verschiedenen Facetten des Themas Inklusion“, erläuterte Sailer. „Sie berühren und regen zum Nachdenken an.“ Während der Preisverleihung hatten die Preisträger auch die Gelegenheit, ihre Arbeiten in Lesungen vorzustellen, was das Publikum sichtlich begeisterte. Das Engagement des Bezirks Schwaben für literarische Talente unterstreicht die kulturelle Bedeutung der Region.
Der Literaturpreis im Überblick
Seit 2005 vergibt der Bezirk Schwaben jährlich seinen Literaturpreis, um die Vielfalt und Qualität schwäbischer Literatur zu fördern. Teilnahmeberechtigt sind Autorinnen und Autoren mit Wurzeln im schwäbisch-alemannischen Kulturraum. Die Preisträger werden für ihre unveröffentlichten Texte prämiert, die zu einem bestimmten Thema eingereicht werden. Der Preis sowie der Nachwuchspreis mit einer Einladung zur Meisterklasse Literatur in der Schwabenakademie Irsee fördern nicht nur die literarische Szene, sondern bieten auch aufstrebenden Schriftstellern eine Plattform zur Entwicklung.
Der Literaturpreis des Bezirks Schwaben zeigt, wie eng Literatur und gesellschaftliche Themen miteinander verbunden sind, indem sie den Dialog über Inklusion und das Miteinander in der Gesellschaft anregen. Dies stellt nicht nur eine homogene Verleihung dar, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur kulturellen Identität der Region.
Für weitere Informationen zur Preisverleihung und den Preisträgern siehe die aktuelle Berichterstattung auf radioschwaben.de.