
In Offenbach, wo die Trümmer des Zweiten Weltkriegs noch sichtbar sind, erblüht in den frühen 50er Jahren eine kreative Revolution. Eine Gruppe Jugendlicher, angeführt von dem damals 15-jährigen Hans Sachs, gründet die „Thalia“-Filmgesellschaft und wird zur jüngsten Filmcrew Deutschlands. Während die Erwachsenen mit dem Wiederaufbau beschäftigt sind, setzen die Jungs ihre Visionen in die Tat um und erwecken die zerbombte Stadt mit ihren Filmen zum Leben.
Die „Thalia“ wird schnell zum Gesprächsthema, als die jungen Filmemacher mit Improvisationstalent und einer gehörigen Portion Mut die ersten Schritte in die Welt des Films wagen. „Wir wollten ein bisschen mit dem Film spielen, so wie das andere Jungen mit dem Fußball taten“, erinnert sich Sachs. Mit einer geliehenen 16-Millimeter-Kamera und einem bescheidenen Budget von 40 Mark drehen sie ihre ersten Werke, darunter „Emil und die Detektive“. Doch der Weg zum Ruhm ist nicht einfach: Einmal müssen sie sogar die Polizei um Erlaubnis bitten, nachdem sie eine Szene vor der Polizeidirektion filmen, ohne die nötigen Genehmigungen zu haben.
Der Aufstieg der Thalia
Die Ernsthaftigkeit und Leidenschaft der Thalia-Crew zahlen sich aus. Mit Filmen wie „Die Wilde Jagd“ und „Im Reich der Jugend“ erlangen sie bald überregionale Aufmerksamkeit. 1957 wird „Katalanische Impressionen“ der erste Thalia-Film im Fernsehen ausgestrahlt, und die Offenbach-Post jubelt: „Die Thalia hat es geschafft.“ Hans Sachs, der kreative Kopf, zieht später nach München, wo er international für Furore sorgt und 1977 den Goldenen Bären bei der Berlinale für seinen Film „Ortsfremd“ gewinnt.
Sein Lebenswerk ist geprägt von einem tiefen Gespür für die Welt um ihn herum. Sein letzter Film, „Kurbelkind“, erzählt die Geschichte eines Jungen, der die Welt durch die Kamera entdeckt – ein passendes Symbol für Sachs' eigene Reise. Am 30. September 2024, im Alter von 90 Jahren, verstirbt Hans Sachs, hinterlässt jedoch ein Erbe, das die Filmkultur nachhaltig beeinflusst hat.
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