Am bundesweiten Aktionstag „Schichtwechsel“ hatten Menschen aus Behindertenwerkstätten die Gelegenheit, ihre Arbeitsplätze für einen Tag mit Beschäftigten aus anderen Unternehmen zu tauschen. In Heilbronn-Franken beteiligten sich unter anderem namhafte Firmen wie Bechtle, Schunk, Würth, Theo Förch und Binder. Ein bemerkenswerter Austausch fand zwischen Daniel Buitrago, einem 41-jährigen Teilnehmer aus einer Werkstatt, und dem Unternehmen Unilever, das für seine Knorr-Tütensuppen bekannt ist, statt. Gleichzeitig hatte Manuel Franz, ein Azubi bei Knorr, die Möglichkeit, das Therapeutikum Heilbronn näher kennenzulernen.
Das Motiv hinter diesem besonderen Aktionstag ist klar: Vorurteile abbauen. Christiane Paroch, die Leiterin für Arbeit und Technik beim Therapeutikum Heilbronn, unterstrich, dass die Werkstätten immer wieder gegen viele falsche Vorstellungen ankämpfen müssen. Im Therapeutikum arbeiten etwa 480 Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und erbringen wertvolle Produktionsleistungen, etwa für die Autoindustrie. Paroch erklärt: „Die meisten wissen nicht, wie hier gearbeitet wird und was alles hergestellt werden kann.“ Die Palette reicht von Stoßdämpfern bis zu Teilen für Transportwagen.
Vorurteile in der Arbeitswelt
Viele Menschen glauben, dass die Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen weit von dem entfernt ist, was in regulären Unternehmen passiert. Manuel Franz, der im dritten Lehrjahr zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik ausgebildet wird, berichtete von seinen Eindrücken im Therapeutikum. Er hatte sich freiwillig für den Aktionstag gemeldet, um die Arbeitsweise in einer Werkstatt besser zu verstehen. „In vielen Aspekten ähnelt die Arbeit der in anderen Firmen“, stellt er fest. Diese Erkenntnis kann helfen, Vorurteile abzubauen und mehr Akzeptanz zu schaffen.
Im Rahmen des Aktionstags durften Daniel Buitrago und ein Kollege aktiv in der Tütensuppen-Produktion bei Unilever mitwirken. Dort konnten sie selbst Gemüse in große Mischer geben, die fertigen Suppen probieren und lernen, wie die Verpackungsmaschinen funktionieren. Buitrago äußerte sich positiv über die Erfahrung und fühlte sich von den Mitarbeitern in der Produktion gut unterstützt. „Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht“, resümiert er erfreut.
Inklusion im Fokus
Werksdirektor Julius Mannherz von Unilever betont, wie wichtig das Thema Inklusion für das Unternehmen sei. „Wir haben bereits Instandhaltungsaufträge an das Therapeutikum vergeben und kennen die Leistungen, die dort erbracht werden“, erklärt er. Bei solchen Aktionstagen schaffen Unternehmen und Werkstätten eine Brücke, die es beiden Seiten ermöglicht, Vorurteile abzubauen und gegenseitige Ängste abzubauen. Christiane Paroch bekräftigt: „Es ist uns wichtig, den Menschen aus unserer Werkstatt zu zeigen, dass sie in der regulären Arbeitswelt oft gut integriert werden können.“
Mit einem Tag voller gemeinsamer Tätigkeiten sollen nicht nur die Menschen in den Werkstätten, sondern auch die Angestellten in den Unternehmen profitieren. Das Verständnis füreinander wächst, und eine positive Verbindung wird aufgebaut, die die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht. „Werkstatt muss nicht das Ende sein“, so Paroch, „es kann auch der Beginn einer neuen Karriere sein.“ Diese Art des Austausches könnte langfristig dazu beitragen, eine inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Vielfalt geschätzt und gefördert wird.
Für weitere Infos zu den Hintergründen dieser Aktion, beispielsweise zu den Fertigungsprozessen im Therapeutikum und den Erfahrungen der Teilnehmer, sei auf die ausführliche Berichterstattung auf www.swr.de verwiesen.