Testfahrten für Fiaker: Wie der Klimawandel Pferden zusetzt!

Testfahrten für Fiaker: Wie der Klimawandel Pferden zusetzt!
Ab sofort finden in Wien Testfahrten für die Studie „Pferdenutzung in Zeiten des Klimawandels“ statt. Diese zielt darauf ab, umfassende Daten zum Wohlbefinden von Fiakerpferden unter verschiedenen Witterungsbedingungen zu sammeln. An den Testfahrten nehmen Fiakerbetriebe teil, die mit speziellen Messinstrumenten und einem detaillierten Testplan ausgestattet sind. Auftraggeber der Studie sind die Stadt Wien und der Bund, während die Veterinärmedizinische Universität Wien die Durchführung übernimmt. Die Relevanz dieser Studie wird durch die anhaltende Kritik von Tierschutzorganisationen an den Arbeitsbedingungen für Fiakerpferde unter extremen Wetterbedingungen untermauert.
Insbesondere bei hohen Temperaturen haben Tierschützer laut dem Verein gegen Tierfabriken und dem Österreichischen Tierschutzverein auf die Notwendigkeit hingewiesen, den Einsatz von Pferden für touristische Zwecke zu überdenken. Kritiker wie Ruth Jily vom Wiener Veterinäramt berichten bereits von eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Tiere, die in einer städtischen Umgebung oft unter Stress leiden, besonders an heißen Tagen.
Studienablauf und Ziele
Der praktische Teil der Studie, geleitet von Prof. Jessika Cavalleri und unterstützt von weiteren Wissenschaftlern, wird über ein Jahr hinweg durchgeführt. Zwölf Pferde des Betriebs Carmen Blantz werden während ihrer Einsätze in der Stadt sowie in ihren Stallungen genau beobachtet. Bei diesen Beobachtungen kommen umfassende Methoden zur Anwendung, darunter die Erfassung von Blut-, Speichel- und Schweißproben, um die körperliche Belastung der Tiere präzise zu messen. Auch das Verhalten der Tiere wird mithilfe von Videokameras dokumentiert, um die Auswirkungen von Stressfaktoren zu analysieren.
Ein GPS-Sender ermöglicht die genaue Nachverfolgung der Routen, die die Fiakerpferde zurücklegen. Diese detaillierten Untersuchungen sollen Aufschluss darüber geben, welche Umwelteinflüsse das Wohlbefinden der Pferde beeinträchtigen und welche Verbesserungsmaßnahmen daraus abgeleitet werden können. Florain Fellinger vom Gesundheitsministerium hat auch auf die Probleme bei Turnierpferden an heißen Tagen hingewiesen, eines der vielen Themen, die in der aktuellen Diskussion rund um die Tierhaltung im Kontext des Klimawandels relevant sind.
Tierschutz und alternative Konzepte
In der Debatte um die Fiakerpferde in Wien wird auch der Vorschlag diskutiert, diese durch Kamele zu ersetzen. Kamele gelten als hitzefester, was eine interessante, aber umstrittene Idee darstellt. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ lehnt diesen Vorschlag jedoch ab und hebt hervor, dass die Haltung von Kamelen in städtischen Umgebungen ebenfalls problematisch sein könnte. Anatomische Unterschiede zwischen Kamelen und Pferden könnten zudem für Fahrgäste unangenehm sein, und kamele haben spezielle Ernährungsbedürfnisse, die in einer Stadt schwer zu erfüllen sind.
Ein Vorschlag des Österreichischen Tierschutzvereins zur Lösung dieses Problems sind Elektrokutschen, die nicht nur als umweltfreundliche, sondern auch als praktische Alternative angesehen werden. Der Umstieg auf Elektrokutschen könnte das Leiden von Pferden verringern und die Attraktivität des Fiaker-Angebots auf nachhaltige Weise erhalten.
Einblick in die Auswirkungen des Klimawandels
Die aktuellen Entwicklungen und die Notwendigkeit dieser Studie stehen im Kontext des Klimawandels, der in vielen europäischen Regionen bereits spürbare Auswirkungen hat. Extreme Temperaturen wie zurzeit in Südeuropa – wo zahlreiche Waldbrände wüten – zeigen eindrücklich, wie wichtig es ist, die Bildung von Hitzeinseln in Städten wie Wien zu adressieren. Der Klimawandel führt nicht nur zu höheren Temperaturen, sondern auch zu längeren Trockenperioden, die die Gesundheit der Tiere gefährden können.
In Deutschland sind die Heupreise aufgrund der Dürre in den letzten Jahren bereits gestiegen, und auch die Fütterung von Pferden ist betroffen. Die Landwirtschaft sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, da Dürren die Erträge gefährden und das verfügbare Futter verknappen. Experten und Wissenschaftler empfehlen schon jetzt Anpassungsstrategien, um die Bedingungen für die Pferdehaltung zu verbessern, und damit einen nachhaltigen Umgang mit der Tierhaltung angesichts der Klimakrisen zu fördern.