Zukunft der Medien: Experten warnen vor Big Tech und verlieren an Vielfalt
Am 11.11.2025 diskutierten Experten in Wien über die Herausforderungen der digitalen Souveränität und Medienkonvergenz.

Zukunft der Medien: Experten warnen vor Big Tech und verlieren an Vielfalt
Eine Tagung mit dem Titel „Alte Stärken – neue Mächte: Zukunft der Konvergenz von Medien, Telekom und Plattformen“ fand am 11. November 2025 in Wien statt. Organisiert von der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH), versammelte die Veranstaltung High-Level-Expert:innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, um über die Herausforderungen und Chancen im digitalen Wettbewerb zu diskutieren. Digitale Medien und Zugangsinfrastrukturen stehen im Fokus, da deren Weiterentwicklung für die gesamte Branche von entscheidender Bedeutung ist. OTS informiert, dass heimische Anbieter sich gegen finanzstarke, global agierende Großkonzerne behaupten müssen, die nationale Investitionen nutzen.
Dr. Klaus M. Steinmaurer von der RTR betonte die Relevanz der Telekommunikationsinfrastruktur für die Digitalisierung. Gleichzeitig warnte Mag. Wolfgang Struber, ebenfalls von der RTR, vor den Abflüssen von Werbegeldern an transatlantische Big Tech-Konzerne, was die Medienvielfalt und die Demokratie gefährden könnte. Die Besorgnis über die Ausbeutung nationaler Medienprodukte durch große Online-Konzerne wurde von mehreren Experten geteilt.
Technologische Souveränität der EU
In diesem Kontext wird auch der Entwurf einer Entschließung des Europäischen Parlaments zur technologischen Souveränität Europas und der digitalen Infrastruktur immer relevanter. Laut Informationen von Europarl sind über 80 % der EU von Drittländern in Bezug auf digitale Produkte, Dienstleistungen und Infrastrukturen abhängig. Diese Abhängigkeit erstreckt sich über die gesamte Wertschöpfungskette und stellt ein ernsthaftes Risiko für die digitale Wettbewerbsfähigkeit der EU dar.
Die Wettbewerbsfähigkeit Europas wird zunehmend durch die Digitalisierung aller Sektoren beeinflusst, auch wenn der digitale Binnenmarkt noch nicht vollständig ausgeschöpft ist. Insbesondere nach dem russischen Angriff auf die Ukraine werden neue, strategische Ansätze zur digitalen Souveränität notwendig, um die Abhängigkeit von externen Akteuren zu minimieren, wie die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) erläutert.
Die Herausforderungen der digitalen Infrastruktur
Bei der Tagung wurde auch die Notwendigkeit hervorgehoben, sich mit neuen Entwicklungen im Bereich der digitalen Infrastruktur, insbesondere satellitengestützten Netzen, auseinanderzusetzen. Die Experten wiesen auf die Risiken für die Souveränität von Netzen sowie für Meinungs- und Medienvielfalt hin. Ein einheitlicher Rahmen für digitale Standards und Regelungen in der EU ist hierbei von zentraler Bedeutung.
Glasfaser- und 5G-Netze sind entscheidend für die digitale Infrastruktur; jedoch sind bisher nur 64 % der Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen, was einen hohen Investitionsbedarf erfordert. Darüber hinaus ist der Schutz vor Missbrauch und Manipulation von Medieninformationen, wie Dr. Cara Schwarz-Schilling betonte, für die Zukunft unerlässlich. Ihre Keynote zur Internetwirtschaft unterstrich die wachsende Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Kommunikations- und Informationssektor in Österreich, wo über 60 % der Akteure auf KI-gestützte Lösungen setzen.
Im Rahmen von EU-Initiativen wie dem GOVSATCOM zielt die EU darauf ab, sichere Satellitenkommunikationsdienste für öffentliche Einrichtungen zu schaffen. Angesichts der globalen Herausforderungen ist eine enge transatlantische Zusammenarbeit sowie eine klare digitale Außenpolitik notwendig, um die technologischen Standards und die digitale Souveränität der EU zu festigen. Die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas befindet sich somit an einem kritischen Wendepunkt, der sowohl Chancen als auch Risiken birgt.