Zuhälterei in Vorarlberg: Rumänische Prostituierte ausgebeutet?

Feldkirch, Österreich - Eine 24-jährige Prostituierte aus Rumänien steht seit Dienstag vor dem Schöffengericht in Feldkirch, Vorarlberg, im Kontext von Zuhälterei und grenzüberschreitender Prostitution. Wie Krone berichtet, wird der Angeklagten vorgeworfen, fünf junge Frauen aus Rumänien nach Vorarlberg gelockt und diese finanziell ausgebeutet zu haben. Die Frauen arbeiteten für einige Tage im Horizontalgewerbe in Vorarlberg, wo sie besser verdient haben, als in ihrer Heimat.
Die erwobenen Einnahmen wurden jedoch nicht vollständig an die Frauen ausgezahlt. Die Angeklagte soll 50 Prozent der Einnahmen einbehalten haben, ohne Gegenleistungen zu erbringen. In diesem Zusammenhang wird auch behauptet, dass sie keine Abgaben oder Sozialbeiträge gezahlt hat. Die Verteidigung präsentiert die Angeklagte als eine Art „Schnittstelle zwischen Angebot und Nachfrage“, die für die Frauen Inserate verfasst und Kosten wie beispielsweise für Hotels übernommen habe. Staatsanwalt Fußenegger hingegen argumentiert, dass die Angeklagte die Frauen absichtlich ausgenutzt habe. In den kommenden zwei Monaten sind weitere Zeuginnen vorgesehen, um Licht in den Fall zu bringen.
Menschenhandel in Rumänien
Ein größerer Hintergrund, der nicht ignoriert werden kann, ist die alarmierende Situation des Menschenhandels in Rumänien. Nach Angaben von Hope for the Future sind 50 % der Opfer von Menschenhandel in Rumänien Kinder, und im Land selbst gibt es schätzungsweise über 86.000 Betroffene. Die Methoden, die Menschenhändler verwenden, sind vielfältig und umfassen oft die sogenannte „Loverboy-Methode“, bei der junge Mädchen in Abhängigkeit gebracht und ins Ausland gelockt werden.
Die Zielregionen für viele dieser Opfer sind unter anderem Großbritannien, Deutschland, Italien, Spanien und Österreich. Organisationen wie UNICEF und engagierte Personen wie Iana Matei setzen sich aktiv für die Unterstützung von Opfern und die Prävention von Menschenhandel ein. Matei hat für ihre Arbeit sogar einen Menschenrechtspreis in Deutschland erhalten.
Ein europäisches Problem
Der Menschenhandel ist nicht nur ein Problem in Rumänien, sondern betrifft die gesamte EU. Laut Deutschlandfunk wurden in den Jahren 2013 und 2014 rund 15.800 Personen als Opfer ausgewiesen, wobei etwa 75 Prozent Frauen sind. Gerade die steigende Anzahl der ausgebeuteten Kinder ist alarmierend, mit einem Anteil von mindestens 15 Prozent unter den Opfern. In vielen EU-Mitgliedstaaten sind die Freier, die die Dienste dieser Menschen in Anspruch nehmen, nicht strafbar, was die Problematik zusätzlich verschärft.
EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos hat wiederholt die moralische und rechtliche Inakzeptabilität des Menschenhandels betont und fordert eine verstärkte Anstrengung der Mitgliedstaaten zur Bekämpfung dieses Verbrechens. Die Hauptantriebskräfte hinter dem Menschenhandel sind vor allem sexuelle Ausbeutung (67 % aller Fälle) und Arbeitsausbeutung.
Die aktuellen Ereignisse rund um den Fall in Vorarlberg werfen ein grelles Licht auf diese weitreichenden Probleme und verdeutlichen die Notwendigkeit, gegen die Ausbeutung und den Menschenhandel vorzugehen, insbesondere in Ländern, wo die Dunkelziffer hoch und die Strafen für die Täter oft gering sind.
Details | |
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Vorfall | Menschenhandel |
Ursache | Zuhälterei, grenzüberschreitende Prostitution |
Ort | Feldkirch, Österreich |
Festnahmen | 1 |
Quellen |