Wiener Kunstszene trauert um Galeristen John Sailer (87)

Wien, Österreich - John Sailer, ein bedeutender Galerist und prägende Figur der Wiener Kulturlandschaft, ist am Mittwoch im Alter von 87 Jahren verstorben. Sein Tod wurde von der Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler bedauert, die ihr Mitgefühl für die Familie und Freunde des Verstorbenen ausdrückte. Sailer gründete 1974 die Galerie Ulysses, die nach seinem Lieblingsbuch benannt wurde und von Beginn an eine Plattform für Künstler der österreichischen Avantgarde bot, darunter Namen wie Wolfgang Hollegha, Walter Pichler und Arnulf Rainer. Durch seine Galerie gelang es ihm, eine echte Beziehung zwischen Kunst und Publikum herzustellen, was sein Schaffen nachhaltig prägte, so ots.at.
Geboren als Hans Sailer am 30. November 1937 in Wien, verbrachte er seine früheste Kindheit in Paris und New York, nachdem seine Eltern vor dem NS-Regime geflohen waren. Trotz seiner bewegten Herkunft empfand er nie Bitternis und bezeichnete sich selbst als „Glückskind“ und konfrontierte die Herausforderungen seines Lebens mit einer positiven Einstellung. Sailer, Sohn von Erna Sailer, einer Juristin und Diplomatin, und Karl Hans Sailer, einem Journalisten, zeigte früh ein Interesse an der Kunst. Er fand seinen Weg in den Kunsthandel, als er den Wert von Thonet-Sesseln entdeckte, die zur Entsorgung deponiert waren. Dies markierte den Beginn seiner Karriere im Kunstgewerbe, die schließlich zur Gründung seiner Galerie führte, so die Informationen von geschichtewiki.wien.gv.at.
Die Galerie Ulysses und ihre Ausstellungen
Die Eröffnung der Galerie Ulysses im November 1974 fiel in eine Zeit, in der Wien ein Wiederaufleben der Kulturszene erlebte. Die erste Ausstellung war eine Hommage an Monsignore Otto Mauer und zeigte Werke prominenter Künstler wie Joannis Avramidis, Bruno Gironcoli und Fritz Wotruba. Zwei Jahre später wurde Gabriele Wimmer Sailers Geschäftspartnerin und die Galerie zog in das Dachgeschoss am Opernrings 21 um, wo sie mit Ausstellungen von Paul Klee und Wassily Kandinsky fortfuhr. Im Jahr 1992 erweiterte Sailer die Galerie um zusätzliche Räume, die mit einer Ausstellung von Roy Lichtenstein eröffnet wurden. Diese Entwicklung unterstreicht seinen Einfluss auf den internationalen Kunstbetrieb und seine Fähigkeit, Wien als wichtigen Kunststandort zu etablieren.
In dem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass die Wiener Kunstszene in den 1950er Jahren stark von den Einflüssen internationaler Strömungen geprägt war, wie etwa dem Surrealismus und der Abstraktion. Sailer war Teil dieser Bewegung, die Künstler ermutigte, ihre Werke weiterzuentwickeln und mit innovativen Ideen zu experimentieren. In einer Zeit, in der es in Wien an Kunstimpulsen mangelte, boten Galerien wie die seine Raum für Aufbruch und Erneuerung, gerade in einer Stadt, in der der Kunstbetrieb oft stockte und der direkte Austausch von Künstlern, Kritikern, Kuratoren und Galeristen nicht funktionierte. Künstler besetzten in dieser Zeit wichtige Positionen und beeinflussten maßgeblich das Kunstgeschehen, so schirn.de.
John Sailers Tod ist somit nicht nur der Verlust eines einzelnen, sondern auch eines nicht zu ersetzenden Segments der Wiener Kunstgeschichte. Seine Verdienste und der unermüdliche Einsatz, die Avantgarde zu fördern, werden noch lange in Erinnerung bleiben. Seine Galerie wird als wichtiger Teil des Kulturerbes von Wien betrachtet, und die Folgen seiner Arbeit sind in der Kunstszene bis heute spürbar.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Wien, Österreich |
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