Verpasste Arzttermine: Droht jetzt eine Strafe für Patienten?

Niederösterreich, Österreich - Verpasste Arzttermine stellen ein zunehmendes Problem für das Gesundheitssystem dar. Dies betont die niederösterreichische Ärztekammer, die vor den negativen Folgen solcher Terminabsagen warnt. Laut Dr. Eva Maria Hochstöger, Fachärztin und Vorstandsmitglied der NÖ-Kammer, sind Arzttermine eine knappe Ressource, die dringend benötigt wird. Besonders kritisch sind hingegen versäumte Operationstermine, wie Dr. Krista Ainedter-Samide, Hautärztin und Kammervertreterin, hervorhebt. Patienten erscheinen häufig nicht zu vereinbarten Operationen, was insbesondere bei lebenswichtigen Eingriffen, etwa bei Hautkrebs, frustrierend ist.
Die häufigen Ausfälle führen zu verstärkten Wartezeiten, zusätzlichem organisatorischen Aufwand und wirtschaftlichen Verlusten in den Praxen. Hochstöger berichtet von zahlreichen Terminausfällen, die nicht kurzfristig nachbesetzt werden können. Derzeit erhalten Ärzte nur dann ein Honorar, wenn kein Ersatzpatient gefunden wird. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, plant die Ärztekammer eine Informationskampagne. Sie fordert zudem eine rechtliche Möglichkeit, um bei unentschuldigtem Fernbleiben ein Ausfallhonorar erheben zu dürfen, sofern die Patienten vorher informiert wurden. Hochstöger hat positive Erfahrungen mit Informationsmaßnahmen zur Termintreue gemacht.
Einführung von Ausfallhonoraren
Eva Maria Hochstöger thematisiert auch die unentschuldigten Terminabsagen, die zu einem erhöhten organisatorischen und finanziellen Aufwand in den Arztpraxen führen. Dies könnte dazu führen, dass die Ärztekammer NÖ Patienten, die ihre Termine nicht wahrnehmen oder nicht rechtzeitig absagen, zur Kasse bittet. Diese Maßnahme orientiert sich an Beispielen aus anderen Bundesländern, wie Oberösterreich und der Steiermark. Ein Ausfallhonorar soll eingeführt werden, wenn Patienten im Vorfeld klar informiert werden, etwa durch Aushänge oder Hinweise auf Webseiten.
Die landesweite Umsetzung dieser Regelung könnte entscheidend sein, um die Belastung der Praxen zu verringern und Wartezeiten zu reduzieren. Hochstöger hat bereits ein Ausfallhonorar in ihrer eigenen Ordination eingeführt und sieht dies als sinnvolle Maßnahme an. Jeder verpasste OP-Termin wird als verlorene Chance für die Praxis und für andere wartende Patienten angesehen.
Demografische Herausforderungen und Fachkräftemangel
Die Situation im Gesundheitswesen wird zusätzlich durch demografische Herausforderungen verschärft. Eine Studie aus der Reihe „Health at a Glance: Europe 2024“ zeigt, dass im Jahr 2022 in Europa etwa 1,2 Millionen medizinische Fachkräfte fehlten. Insbesondere die alternde Bevölkerung und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme nehmen zu. Über ein Drittel der Ärzte und ein Viertel der Pflegekräfte in der EU sind bereits über 55 Jahre alt.
Die Europäische Kommission und die OECD empfehlen dringend Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz der Gesundheitssysteme. Mit dem Anstieg von chronischen Erkrankungen und begrenzten personellen Ressourcen sehen viele Länder, darunter auch Deutschland, die Notwendigkeit, im Ausland ausgebildetes Gesundheitspersonal zu rekrutieren, um Engpässe zu mildern. Diese Strategie führt jedoch zu weiteren Herausforderungen in den Herkunftsländern.
Es ist klar, dass verpasste Arzttermine nicht nur die Patienten selbst betreffen, sondern auch weitreichende Folgen für das gesamte Gesundheitssystem haben können. Die Ärztekammer NÖ arbeitet an der Verbesserung der Situation und versucht, Lösungen zu finden, die sowohl den Ärzten als auch den Patienten zugutekommen.
Details | |
---|---|
Ort | Niederösterreich, Österreich |
Quellen |