Pionierinnen der Klassik: Gražinytė-Tyla leitet Wiener Philharmoniker!

Wien, Österreich - Am Wochenende des 3. Mai 2025 wird die 38-jährige Litauerin Mirga Gražinytė-Tyla Geschichte schreiben. Sie wird im Goldenen Saal des Musikvereins dirigieren, und dabei ist sie die erste Frau, die ein Abonnementkonzert der Wiener Philharmoniker leitet. Der Moment ist nicht nur ein Meilenstein für Gražinytė-Tyla, sondern auch ein bedeutender Schritt in der klassischen Musik, wo Frauen historisch unterrepräsentiert sind. Die Dirigentin betont, dass Mut, Ausdauer und Geduld essenzielle Eigenschaften für Frauen in diesem Beruf sind.
Doch Gražinytė-Tyla könnte nicht nur während des Konzerts im Rampenlicht stehen. Es besteht eine Möglichkeit, dass sie am 1. Januar 2026 als erste Dirigentin das Neujahrskonzert leitet. Dieser eventuelle Aufstieg zeigt die wachsende Anerkennung für weibliche Dirigentinnen in einer Disziplin, die traditionell von Männern dominiert wurde. Ihr Erfolg kommt zum richtigen Zeitpunkt, da immer mehr Talente in der Branche hervorstechen.
Eine neue Ära für Dirigentinnen
Die Entwicklungen in der Klassikszene finden in einem Kontext statt, in dem immer mehr Dirigentinnen an die Spitze aufsteigen. Joana Mallwitz, Oksana Lyniv und Marie Jacquot sind bemerkenswerte Beispiele, die die Klassikwelt revolutionieren. Mallwitz dirigierte 2020 als erste Frau eine Premierenserie bei den Salzburger Festspielen und übernahm im Herbst 2022 die künstlerische Leitung des Berliner Konzerthausorchesters. Lyniv machte 2021 in Bayreuth Schlagzeilen, als sie dort als erste Frau dirigierte. Diese Dirigentinnen stehen stellvertretend für eine neue Generation, die den traditionellen „Maestro“-Kult infrage stellt.
Marie Jacquot wird am 26. Januar 2024 die neue Leiterin des WDR Radiosinfonieorchesters und ist damit die erste Frau in einem deutschen Rundfunkorchester. Diese Errungenschaften sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs in einer Branche, die noch weit von echter Gleichstellung entfernt ist. So waren weniger als 10% der Führungspositionen in Berufsorchestern während der Saison 2019/2020 von Frauen besetzt. Auch unter den Dirigier-Studierenden waren im Wintersemester 2020/21 nur 36% weiblich.
Herausforderungen und Perspektiven
Die Herausforderungen, die Frauen in der klassischen Musik weiterhin bestehen, werden von erfahrenen Dirigentinnen wie Marin Alsop angesprochen. Sie warnt vor den Schwierigkeiten in einer männerdominierten Branche und fordert ein Umdenken in der Wahrnehmung von Dirigentin. Es ist wichtig, dass sowohl Männer als auch Frauen in dieser Rolle die erforderliche Stärke und Sensibilität mitbringen. Die allgemeine Ansicht, dass Dirigentinnen Exotinnen seien, wird als überholt betrachtet, da die Nachfrage nach einem dialogischen Führungsstil in den Orchestern wächst.
Die Klassikszene erlebt mit den aufstrebenden Dirigentinnen einen Verständniskonflikt. Die Strukturen, die für Jahrzehnte Bestand hatten, verändern sich. Der Erfolg von Gražinytė-Tyla und ihren Kolleginnen zeigt, dass der Weg zur Gleichberechtigung in der Musik weiterhin steinig, aber vielversprechend ist. Wenn mehr Frauen auf den Podien dieser Welt stehen, wird sich nicht nur der Klang der Musik, sondern auch die zeitgenössische Kultur verändern.
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Ort | Wien, Österreich |
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