Nach Amoklauf in Graz: Ermittler prüfen Social-Media-Profile des Täters

Nach Amoklauf in Graz: Ermittler prüfen Social-Media-Profile des Täters

Graz, Österreich - Am 16. Juni 2025, sechs Tage nach dem Amoklauf eines 21-jährigen ehemaligen Schülers in Graz, der zu zehn Todesopfern führte, beschäftigt sich die Ermittlungsgruppe „Luctus“ intensiv mit der Verifizierung möglicher Social-Media-Profile des Täters. Berichte von Krone und Die Presse bestätigen, dass der Täter mehrere Profile auf verschiedenen Plattformen hatte, einige von diesen sogar nach der Tat erstellt wurden. Dies wirft Fragen auf über seine virtuelle Identität und das Ausmaß, in dem er sich von der realen Welt zurückgezogen hat.

Die Polizei stellte klar, dass niemals behauptet wurde, der Täter hätte keine Social-Media-Profile. Vielmehr zeigt sich, dass die Verifizierung der Profile entscheidend ist, um zwischen echten und nachgemachten Inhalten zu unterscheiden. Darüber hinaus bleibt unklar, ob veröffentlichte Fotos von Waffen und aus der Schul-Toilette tatsächlich vom Täter stammen, was die Ermittlungen weiter kompliziert.

Herausforderungen bei der Ermittlung

Ein zentrales Problem, mit dem die Ermittler konfrontiert sind, umfasst die fehlenden rechtlichen Befugnisse für heimische Behörden, um Webcrawler für die Gefahrenforschung im Internet zu nutzen. Dies führt oft dazu, dass Ermittler an natürliche Grenzen stoßen, wenn es darum geht, gefährliche Inhalte ausfindig zu machen. Die Untersuchungen haben bisher zu einer hohen Anzahl an hochgeladenen Dateien geführt: Insgesamt wurden 852 Dateien, darunter 382 Videos, auf einer Upload-Plattform veröffentlicht.

Die Polizei führt weiterhin Zeugenbefragungen durch und wertet Hinweise aus der Bevölkerung aus. Zudem wird die Präsenz der Polizei am Tatort verstärkt, um die Sicherheit an anderen Schulen zu gewährleisten. Im Rahmen der Reaktionen auf die Tragödie sind zwei Gedenkveranstaltungen am Dienstag geplant: Eine Gedenksitzung im Landtag Steiermark und eine interreligiöse Gedenkfeier im Grazer Dom. Ein Benefizkonzert am Donnerstag soll zudem die psychologische Nachbetreuung für die Betroffenen des BORG Dreierschützengasse unterstützen.

Mediale Inszenierung und Nachahmungstaten

Der Umgang mit der Berichterstattung über derartige gewaltsame Ereignisse ist von großer Wichtigkeit. Wie in einem Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung dargelegt, können intensive Medienberichterstattung und emotional aufgeladene Darstellungen dazu führen, dass Nachahmungstaten begünstigt werden. Solche Gewalttaten sind oft das Ergebnis subjektiv belastender Missstände und entstehen nicht impulsiv, sondern aus tiefgreifenden Motivationsebenen, die in der Gesellschaft verankert sind.

Die Verantwortung der Medien ist entscheidend. Sensationelle Berichterstattung könnte potenzielle Nachahmer inspirieren. Daher wird empfohlen, Tathergänge nicht zu konkret darzustellen und darauf zu achten, keine vereinfachenden Erklärungen für die Tätermotivationen zu geben. Stattdessen sollte der Fokus auf den Folgen der Taten liegen, um entsprechende Hilfsangebote und Auswege aufzuzeigen.

Zusammenfassend zeigt sich, dass sowohl die Untersuchung des Amoklaufs als auch die mediale Begleitung einer solchen Tragödie eine anspruchsvolle Herausforderung darstellen. Die Balance zwischen Information und Sensationalismus muss sorgfältig gewahrt werden, um sowohl der Gesellschaft als auch den Betroffenen gerecht zu werden.

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OrtGraz, Österreich
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