Kolonialismus am Fensterbrett: Pflanzen im Weltmuseum Wien entdecken!

Entdecken Sie die Ausstellung "Kolonialismus am Fensterbrett" im Weltmuseum Wien ab 28. Mai 2025 – Pflanzen und Geschichte vereint.
Entdecken Sie die Ausstellung "Kolonialismus am Fensterbrett" im Weltmuseum Wien ab 28. Mai 2025 – Pflanzen und Geschichte vereint.

Wien, Österreich - Am 28. Mai 2025 eröffnet im Weltmuseum Wien die Ausstellung „Kolonialismus am Fensterbrett“. Die Ko-Kuratorin Bettina Zorn wird in dieser Schau die Geschichte der Geranie, auch Pelargonie genannt, und das Thema Biopiraterie aufgreifen. Ziel der Ausstellung ist es, die globalen Verflechtungen, die kulturelle Aneignung und die Ausbeutung von Pflanzen sichtbar zu machen.

Die Ausstellung zeigt insgesamt zehn beliebte Zimmer- und Balkonpflanzen, die aus nicht-europäischen Lebensräumen stammen. Neben lebenden Pflanzen werden historische Objekte sowie Bildmaterial präsentiert. Besucher können sich auf große historische Illustrationen, gepresste Pflanzen zum Befühlen sowie zahlreiche Bücher freuen, die zum Lesen einladen.

Fokus auf Biopiraterie

Eines der zentralen Beispiele in der Ausstellung ist die Pflanze Pelargonium sidoides, die in Südafrika zur Behandlung von Atemwegserkrankungen genutzt wird. Ein deutsches Pharmaunternehmen meldete jedoch Patente auf diese Pflanze an, wodurch die lokale Bevölkerung von den finanziellen Gewinnen ausgeschlossen blieb.

Unter den gezeigten Pflanzen befinden sich auch Kakteen, Usambaraveilchen und Aloe vera, die häufig mit ethnografischen Objekten im Gepäck europäischer Expeditionen des 18. und 19. Jahrhunderts nach Europa kamen. Dabei gab es erhebliche Transportprobleme, denn viele Pflanzen vertrockneten, verfaulten oder erfroren während der langen Schiffsreisen. Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, erfand der britische Arzt Nathaniel Ward ein mobiles Miniaturglashaus, welches den Transport der Pflanzen erheblich vereinfachte.

Ein Blick in die Geschichte

Ein Beispiel für die pflanzliche Entdeckungsgeschichte liefert der österreichische Arzt und Botaniker Friedrich Welwitsch, der sieben Jahre in Angola forschte. Im Jahr 1859 entdeckte er eine bisher unbekannte Pflanze nahe Cabo Negro. Sein Bericht über diese Entdeckung erreichte die Royal Botanic Gardens Kew im August 1860. 1862 sandte Welwitsch Material zur wissenschaftlichen Beschreibung an Joseph Dalton Hooker und empfahl den Namen Tumboa.

Hooker hielt den Namen jedoch für unpassend und entschied sich, die Pflanze nach dem europäischen Entdecker zu benennen. Dies geschah in Übereinstimmung mit Welwitsch. Die Erstbeschreibung dieser Pflanze erschien in den ‚Transactions of the Linnean Society‘, mit fast 50 Seiten Text und 14 Illustrationen, darunter zwei in Farbe. In Angola wird die Pflanze als n’tumbo bezeichnet, was ‚Stumpf‘ bedeutet, und sie hat auch andere Namen in verschiedenen afrikanischen Sprachen.

Welwitschien, die über 1.000 Jahre alt werden können, haben nur zwei Blätter, die am Grund weiterwachsen, während die Spitzen zurücksterben. Diese langlebigen Pflanzen, die kaum Höhe von 1,50 Meter erreichen, sind nackt-samige Pflanzen und werden als lebende Fossilien angesehen, da ähnliche Pflanzenreste in Sedimenten gefunden wurden, die über 100 Millionen Jahre alt sind.

Die Ausstellung im Weltmuseum wird bis zum 25. Mai 2026 zu sehen sein. Der Eintritt ist frei, und die Öffnungszeiten sind täglich von 10 bis 18 Uhr, dienstags bis 21 Uhr, mit Ausnahmen am Montag.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Wien, Österreich
Quellen