Ein Jahr Warten auf ein neues Knie: Ärger über Zwei-Klassen-Medizin!

Vöcklabruck, Österreich - Ein 71-jähriger pensionierter Arbeiter aus Vöcklabruck wartet seit über einem Jahr auf ein neues Kniegelenk. Seine gesundheitliche Situation ist nicht nur bedrückend, sondern verdeutlicht auch die drängenden Probleme des österreichischen Gesundheitssystems. Eine private Operation wäre schneller möglich, ist jedoch für ihn finanziell nicht tragbar. Dieser Fall ist symptomatisch für die zunehmende Problematik der Zwei-Klassen-Medizin in Österreich, bei der Patient:innen mit Geld eher die gewünschten Behandlungen erhalten.
Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer (AK), kritisiert die Praxis, dass einige Ärzte kostenpflichtige Vorreihungen für Behandlungen anbieten. Laut Stangl sollte der Zugang zu Gesundheitsleistungen nicht vom Einkommen abhängen. In einem Gesundheitssystem, das viele als solidarisch betrachten, führen jedoch die langen Wartezeiten dazu, dass private Ausgaben im Gesundheitswesen zunehmen. Diese Situation wird durch eine unzureichende medizinische Versorgung für Kassenpatient:innen weiter verstärkt.
Wartezeiten und Zugang zu Behandlungen
Die Wartelisten in Österreich sind beachtlich: Patienten müssen bis zu drei Monate auf einen Termin bei einem Kassenarzt warten. Im Gegensatz dazu können Wahlarztbesuche in der Regel innerhalb einer Woche erfolgen, kosten allerdings zwischen 150 und 240 Euro. Dies führt zu einem „Vier-Klassen-System“ in der Gesundheitsversorgung: eCard-Patienten, Wahlarztgänger, Insider der Gesundheitsdienste und Personen mit persönlichen Kontakten zu Ärzten.
Gesundheitsökonom Thomas Czypionka zufolge sind die Unterschiede in der Versorgung relativ gering. Dennoch wird klar, dass Patienten mit geringeren finanziellen Mitteln länger auf Behandlungen warten als privat Versicherte. Diese Ungleichheit wird durch das Ansteigen informeller Zahlungen in Österreich verstärkt, wo 11% der Patienten von Angeboten zur Verkürzung von Wartezeiten berichten.
Ursachen und mögliche Lösungen
Die Zusammenlegung der Krankenkassen zu einer Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) brachte erhebliche Herausforderungen mit sich. Trotz des Ziels, Einsparungen von einer Milliarde Euro zu erzielen, verursachte die Reform Mehrkosten von 214,9 Millionen Euro. Gleichzeitig stagnierte die Zahl der Kassenärzte bei über 8000 seit etwa einem Jahrzehnt, während die Bevölkerung um 6% anwuchs. Diese Missstände sind nicht nur auf organisatorische Probleme zurückzuführen, sondern auch auf einen Mangel an Ärzten und Pflegepersonal, der zu Stationsschließungen und unzureichender Patientenbetreuung führt.
In einem Gesundheitssystem, das mit immer größer werdenden Herausforderungen konfrontiert ist, gibt es Vorschläge zur Verbesserung: Einheitliche Tarifgestaltung, höhere Abgeltungen für Kassenärzte und Zuschüsse für Landärzte sind einige der diskutierten Maßnahmen. Zusätzlich plant die ÖGK, bis 2030 300 Primärversorgungszentren und 800 zusätzliche Kassenärzte einzuführen, um die Situation zu verbessern. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen, bleibt abzuwarten, insbesondere in Anbetracht des Personalmangels und der unattraktiven Konditionen für Kassenarztstellen im Vergleich zu lukrativen Wahlarztmodellen.
Details | |
---|---|
Vorfall | Gesundheitskrise |
Ursache | Zwei-Klassen-Medizin, Wartezeiten, Personalmangel |
Ort | Vöcklabruck, Österreich |
Schaden in € | 214.900.000 |
Quellen |