Das Erbe von Papst Franziskus: Progressiv oder spaltend für die Kirche?

Vatikanstadt, Italien - Am 21. April 2025 verstarb Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren. Der Bischof von Rom und „Vicarius Christi“ hinterlässt ein gemischtes Erbe, das sowohl als Fortschritt als auch als Spaltung wahrgenommen wird. Erstmals gewählter Papst aus Südamerika und Jesuit, trat er sein Amt am 13. März 2013 an, nachdem Papst Benedikt XVI. zurückgetreten war. Franziskus wählte den Namen eines der bekanntesten Heiligen, der für Armut und Einfachheit steht, und setzte bewusst Akzente auf eine Reform der katholischen Kirche.

Bereits zu Beginn seines Pontifikats brach er mit traditionellen Gepflogenheiten. Er erschien 2013 auf dem Petersplatz ohne die üblichen päpstlichen Gewänder und lehnte die prunkvolle Wohnung im Apostolischen Palast zugunsten des Gästehauses Santa Marta ab. Dieses Auftreten spiegelte seine Ablehnung von Prunk und seine Verpflichtung zu einem einfacheren Lebensstil wider. Franziskus widmete sich besonders den armen und unterdrückten Menschen, was sich unter anderem in einer symbolträchtigen Fußwaschung an Gefängnisinsassen, einschließlich einer muslimischen Frau, äußerte.

Ein Papst für den Dialog und die Armen

Franziskus‘ Engagement für Migranten zeigte sich bereits in seiner ersten Auslandsreise nach Lampedusa im Juli 2013. Diese Reise brandmarkte die Flüchtlingskrise und den Tod vieler Menschen im Mittelmeer. Er kritisierte die restriktive Migrationspolitik, insbesondere die Abschiebepläne des US-Präsidenten, und stellte die Würde der Menschen in den Vordergrund, die aus Not fliehen.

Sein Pontifikat war von sozialen und politischen Aussagen geprägt. 2015 veröffentlichte er die Enzyklika „Laudato si’“, in der er die ökologische Krise mit sozialen Fragen verknüpfte und zur globalen Solidarität aufrief. Interessanterweise war seine Haltung gegenüber dem Kapitalismus ambivalent. Während er soziale Ungerechtigkeiten anprangerte, wurde er auch für seine teils antikapitalistischen Äußerungen kritisiert. Sein Geheimabkommen mit der Kommunistischen Partei Chinas 2018 führte zu Kontroversen und Vorwürfen des „Ausverkaufs“ der katholischen Kirche.

Ein schwieriges Erbe

Franziskus hinterlässt jedoch auch Fragen. Kritiker bemängelten seine oft unklaren Äußerungen zu Themen wie Homosexualität und Transgender. Trotz seiner progressiven Ansätze blieb er in Bezug auf Abtreibung einer traditionellen katholischen Haltung treu und bezeichnete sie als „Auftragsmord“. Diese Ambivalenz brachte ihm den Titel „Diktator-Papst“ ein, vor allem aufgrund seiner Entlassungen in der Kurie und der Befürchtung, dass er innerkirchliche Widersacher vermutet.

Sein Apostolisches Schreiben „Fratelli tutti“, veröffentlicht am 3. Oktober 2020, behandelt die Herausforderungen von Menschheit und Gesellschaft in der post-pandemischen Welt und fordert ein Umdenken im sozialen und wirtschaftlichen Bereich. Es schließt an die Tradition der päpstlichen Sozialenzykliken an, die seit der Veröffentlichung von Papst Leo XIII. „Rerum novarum“ im Jahr 1891 zentrale Themen der sozialen Gerechtigkeit aufgreift, einschließlich der Rechte der Arbeiterschaft und der Herausforderung des Sozialismus.

Die Hinterlassenschaft von Papst Franziskus wird von Historikern als vielschichtig betrachtet. Er wird möglicherweise als der Papst der Armen, der Medien und der Verwirrung in Erinnerung bleiben. Seine Lehre und Glaubensüberzeugung, besonders in Bezug auf den Dialog mit anderen Religionen, werden weiterhin kontrovers diskutiert.

In der globalen katholischen Gemeinschaft bleibt die Frage, wie sein Erbe und seine Reformen aufgegriffen und fortgeführt werden können.

Für weitere Informationen zu seinem Leben und seiner Pontifikatsgeschichte können Sie die Berichte von exxpress.at, die chronologischen Stationen von diepresse.com und die historische Perspektive auf die Sozialenzykliken von katholisch.de lesen.

Links zu den vollständigen Artikeln:
exxpress.at
diepresse.com
katholisch.de

Details
Ort Vatikanstadt, Italien
Quellen