Wien-Josefstadt

Von Wien nach New York: Lore Segals bewegendes Leben im Fokus

Lore Segal, die als Kind vor den Nazis aus Wien floh, schrieb nicht nur Bestseller und wurde Pulitzer-preisgekrönt, sondern erleuchtet mit ihrem scharfen Humor bis ins hohe Alter!

Im Alter von 95 Jahren ist die bedeutende Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Lore Segal verstorben. Ihre Lebensgeschichte, die von Flucht und Neuanfang geprägt war, fand ihren Ausdruck in vielen literarischen Werken und wissenschaftlichen Aufsätzen, die Generationen von Lesern berührten. Geboren als Lore Groszmann in Wien, entkam sie 1938 mit einem der ersten Kindertransporte vor den Schrecken des Nationalsozialismus. Während ihre Eltern in Wien zurückblieben, gelang es ihrem Vater, später ebenfalls zu fliehen; er verstarb jedoch 1944 in England.

Nach ihrem Schulabschluss in London studierte Segal die englische Literatur. In den Jahren nach ihrem Abschluss 1948 wanderte sie in die Dominikanische Republik aus und setzte schließlich ihren Weg in die USA fort. Dort startete sie eine beeindruckende akademische Karriere und unterrichtete unter anderem an renommierten Universitäten wie der Columbia University und Princeton. Ihr persönlicher Weg war nicht einfach – 1970 verlor sie ihren Mann, David Segal, an einen Herzinfarkt. Dennoch setzte sie ihren literarischen und wissenschaftlichen Werdegang fort, unterstützt von ihrer Mutter, die bis 2002 bei ihr lebte.

Literarische Entfaltung und Auszeichnungen

Segals literarische Karriere nahm in den 1970er Jahren Fahrt auf, als sie zunächst Kinderbücher veröffentlichte und Grimms Märchen übersetzte. Ihr Debütroman „Lucinella“ erschien zwölf Jahre nach ihrem Erstling. Besonders hervorzuheben ist ihr 1985 veröffentlichtes Werk „Her First American“, das von der Geschichte einer jüdischen Emigrantin und ihrem Leben in den USA erzählt und große Anerkennung fand.

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Im Jahr 2007 brachte Segal die Kurzgeschichtensammlung „Shakespeare’s Kitchen“ heraus, die ihr eine Nominierung für den Pulitzerpreis einbrachte. Diese Auszeichnung war der Höhepunkt ihrer Vielzahl an Ehrungen und ein Zeichen ihrer literarischen Bedeutung. Weitere Werke wie „Half the Kingdom“ aus 2013 thematisieren auf humorvolle Weise das Altern und den Umgang mit dem Tod.

Eines ihrer letzten Projekte war die Kurzgeschichtensammlung „Ladies’ Lunch“, die 2023 sowohl in Englisch als auch in Deutsch erschien. In der aktuellen Ausgabe des „New Yorker“ tauchte ein Text auf, den sie trotz gesundheitlicher Herausforderungen diktiert hatte, ein Beweis für ihre unermüdliche Schaffenskraft. Ihre Leidenschaft für die richtigen Worte und die ehrliche Auseinandersetzung mit dem Leben blieben bis zum Schluss prägend. „Ich glaube, beim Schreiben geht es darum, die richtigen Worte zu finden“, äußerte Segal, während sie sich den euphemistischen Beschreibungen des Alters widersetzte.

Segals Vermächtnis wird durch ihre literarischen Werke, ihre unermüdliche intellektuelle Energie und die Erinnerungen an ihr Leben, das sie im Dokumentarfilm „Kindertransport – In eine fremde Welt“ teilte, weiterhin bestehen. Eine Ausstellung über ihr Leben kann bis zum 26. Januar 2025 im Bezirksmuseum Wien-Josefstadt besucht werden, die einen tieferen Einblick in ihr außergewöhnliches Leben und Schaffen bietet. Lore Segal wird als eine faszinierende Persönlichkeit in der Welt der Literatur in Erinnerung bleiben.


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Quelle
orf.at

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