Am Wiener Landgericht hat ein spektakulärer Prozess gegen einen 18-Jährigen begonnen, dem doppelte Mordversuche und schwere Körperverletzung zur Last gelegt werden. Laut Berichten der APA soll der Angeklagte im Sommer 2023 zwei schlafende Obdachlose mit einem Messer getötet und eine wohnsitzlose Frau sowie seine eigene Mutter schwer verletzt haben.
Der Angeklagte bekannte sich am ersten Prozesstag schuldig und gestand mit einem gewissen Bedauern. „Ich hab‘ es gemacht. Ich bereue es“, erklärte er und fügte hinzu, dass er „in eine Art Blutrausch verfallen“ gewesen sei. Für ihn fühlte es sich an, als hätte er etwas gesucht, was er mit diesen Taten erreicht hat. Trotz der schweren Vorwürfe betonte er, dass er keine gezielte Auswahl der Opfer getroffen habe.
Die Psychiatrische Bewertung und ihre Konsequenzen
Ein psychiatrisches Gutachten bestätigte, dass der junge Mann während seiner Taten zurechnungsfähig war und somit schuldfähig ist. Ein Sachverständiger bezeichnete ihn in den Medien sogar als „Serienmörder“. Er warnte, dass von dem Angeklagten eine große Gefahr ausgehe, da Serienmörder oft nach einem intensiveren Erlebnis suchen und neue Opfer in anderen Umgebungen anvisieren.
Der Angeklagte hatte in mehreren Angriffen zwischen Juli und August 2023 Obdachlosen mit einem Messer nachgestellt. In einem besonders erwähnenswerten Vorfall ließ er einen 56-jährigen Mann furchtbar verwundet zurück, während er selbst ein Getränk kaufte und anschließend entspannte, indem er Youtube-Videos in einem nahen Park anschaute. “Es war aufgestaute Wut“, gab er schließlich zu. Diese Wut, so erklärte er, sei mit der Zeit gewachsen, da er vielerlei Probleme in seiner Jugend erlebt hatte.
Unter den Verletzten war auch seine Mutter, die im September 2023 schwer angegriffen wurde. Der Angriff führte zu Rippenbrüchen und schweren Verletzungen. „Es war einfach aufgestaute Wut, weil mir meine Jugend genommen wurde“, führte der 18-Jährige weiter aus. Es kam heraus, dass er bereits im Vorfeld Mordphantasien hegte. In seiner Schulzeit hatte er sogar darüber nachgedacht, einen Amoklauf zu begehen, konnte diesen Gedanken jedoch anfangs noch als dumm abtun.
Die Kindheit und die psychische Verfassung
Sein Verteidiger versuchte, ein differenziertes Bild des Angeklagten zu zeichnen. Er beschrieb ihn als „lieben, netten 18-Jährigen“, der keinesfalls als „empathieloses Monster“ angesehen werden könne. Die Probleme des jungen Mannes begannen in einer schwierigen Kindheit, in der er psychischem Missbrauch durch seine Stiefmutter ausgesetzt war. Tragischerweise wurde seine jüngere Halbschwester erschossen und die Stiefmutter beging anschließend Suizid. Der Angeklagte äußerte, dass ihm in dieser Zeit „ein Mann mit Durchschlagskraft“ gefehlt habe.
Diese komplexe Mischung aus Kindheitstraumata, psychischen Erkrankungen in der Familie und der aufgestauten Wut scheint die Grundlage für seine gewalttätigen Handlungen zu sein. Die Staatsanwaltschaft beantragt eine Unterbringung des Angeklagten in einem forensisch-therapeutischen Zentrum, um ihn von der Gefahr eines Rückfalls abzuhalten. Die Gerichtsverhandlung wird auch in den kommenden Wochen von einem breiten Publikum genau verfolgt werden, da sie zahlreiche Fragen zur mentalen Gesundheit und zur Gewaltbereitschaft junger Menschen aufwirft.
Für weitere Informationen zu diesem Prozess, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.faz.net.