Im Kunsthaus Bregenz entfaltet der französisch-libanesische Künstler Tarek Atoui seine neueste Ausstellung, die dem Besucher ein einzigartiges multisensorisches Erlebnis offeriert. Der Fokus liegt auf der Interaktion zwischen Klang und visuellen Eindrücken, inspiriert von Wind und Wasser. In dieser Ausstellung sind nicht nur Geräusche zu hören, sondern sie erscheinen auch sichtbar und fühlbar.
Atoui verwandelt die drei Obergeschosse des Kunsthauses in resonirende Räume mit verschiedenen Themen. Der erste Stock beschäftigt sich mit dem Wind unter dem Titel „Andauernder Atem“. Hier erzeugen Gebläse einen Luftstrom, der durch Schläuche zu einem zentralen Holzkasten geleitet wird. Diese künstlerische Installation umfasst auch von Atoui selbst gebaute Instrumente, die aus Materialien wie Metallröhren und Holzkästen bestehen. Es ist eine Verknüpfung von Technik und Kunst, bei der alle Elemente offen einsehbar sind und die Möglichkeiten zur Nachahmung bieten.
Interaktive Elemente und Zusammenarbeit
Atouis Arbeit zeichnet sich durch eine besondere Einfachheit und demokratische Beteiligung aus. In der Entwicklung der Werke hat er verschiedene Künstler, Instrumentenbauer und sogar Studierende einbezogen. Es ist ein gemeinschaftlicher Prozess, der darauf abzielt, viele Menschen anzusprechen. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten „Wind Houses“, die sowohl Hörende als auch Gehörlose ansprechen sollen. Diese beeindruckenden Elemente sind begehbare Orgelpfeifen, die Klänge in einem niederfrequenten Bereich erzeugen, der spürbar wird, wenn die Besucher in speziellen Filzpantoffeln darüber gehen.
Bei der Ausstellung handelt es sich nicht nur um passive Beobachtung; die Besucher erleben eine reiche Klanglandschaft, die Einladung zur aktiven Teilnahme beinhaltet, insbesondere in Form von Führungen und Performances, während der freie Zugang zu einigen Instrumenten nicht gestattet ist.
Eine Klanglandschaft der Vielfalt
Die Ausstellung vereint Geräusche und Objekte aus Hafenstädten weltweit. So findet man Steine aus Athen und Stahlträger aus Abu Dhabi, die zum Ausruhen einladen. Darüber hinaus sind hölzerne Strukturen von Porto inspiriert und hängende Plattformen von Sydney entlehnt. Klänge verschmelzen in einem Raum, und die Töne sind nicht nur akustisch präsent, sondern auch visuell, indem sie visuelle Effekte hervorrufen, wie beispielsweise Tropfen, die Ringe auf Wasseroberflächen bilden.
Hydrophone, spezielle Mikrofone, nehmen diese Klänge auf und verstärken sie, was den Besuchern ermöglicht, die Veränderungen in der Klanglandschaft zu erleben. Jeder Schritt verändert die akustische Komposition, sodass die Interaktion zu einem Teil der Erfahrung wird.
Ein herausragendes Merkmal der Ausstellung liegt auch in der thematischen Gliederung. Das dritte Obergeschoss ist den Klängen des Regens gewidmet, der jedoch anfangs durch unvorhergesehene Zollprobleme verzögert wurde. Stattdessen erlebten die Anwesenden unter anderem die „Horns of Putin“, eine Klanginstallation geschaffen aus flexiblen Kunststoffrohren. Diese Installation bot einen starken Kontrast zu den sanften, koreanisch inspirierten Klängen von „The Rain“, die schließlich ihr volles Klangbild im Raum entfalten konnten.
Die Ausstellung von Tarek Atoui im Kunsthaus Bregenz ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Kunst die Grenzen der Sinneswahrnehmung überschreiten kann. Es ist weniger ein herkömmlicher Besuch in einer Galerie, sondern vielmehr ein immersives Erlebnis, das zum Nachdenken, Fühlen und Experimentieren einlädt. Der Zugang zu den verschiedenen Kunstwerken öffnet eine neue Dimension der Begegnung mit Klang und Bewegung.
Die fesselnden Eindrücke dieser einmaligen Ausstellung, die Kunst und Wissenschaft miteinander vereinen, werden die Besucher sicher in ihren Bann ziehen. Wer die Gelegenheit hat, die Werke von Tarek Atoui zu erleben, sollte dies auf keinen Fall versäumen, um ein Stück dieser klanglichen Landschaft mit eigenen Sinnen zu erfahren.