Die Tiroler Naturschutzverordnung soll angesichts neuer Forschungsergebnisse zum Schutz gefährdeter Pflanzen angepasst werden. Studien haben gezeigt, dass viele gefährdete Pflanzen in Tirol keine ausreichende Schutzmöglichkeit erhalten, während einige geschützte Arten in Wirklichkeit nicht bedroht sind. Insbesondere in Nordtirol sind 80 Prozent der gefährdeten Pflanzen ungeschützt, während in Osttirol dieser Wert bei 82 Prozent liegt. Auf der anderen Seite sind in Nordtirol 26 Prozent der geschützten Arten gefährdet, im Vergleich zu nur 16 Prozent in Osttirol, gemäß der „Roten Liste und Checkliste der Farn- und Blütenpflanzen Nord- und Osttirols“.
Umweltlandesrat René Zumtobel (SPÖ) hat angekündigt, dass die neuen Erkenntnisse der „Roten Liste“ in die bevorstehende Novellierung der Tiroler Naturschutzverordnung einfließen werden. Ziel ist es, eine dynamische Anpassung des Natur- und Artenschutzes zu gewährleisten, wobei nicht nur der Gefährdungsstatus berücksichtigt werden soll, sondern auch andere wichtige Aspekte wie die Bedeutung für Lebensraumtypen und die Nutzung. Fachleute betonen die Notwendigkeit einer umfassenden Erfassung aller Pflanzenarten in Tirol, da die letzte Gesamtaufnahme bereits über 40 Jahre zurückliegt.
Der Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer spricht sich gegen die Entfernung von bisher geschützten Pflanzen aus der Schutzliste aus. Er betont die Bedeutung des Schutzes von Arten in höheren Lagen, da ihre Entwicklung Jahrhunderte dauern kann und durch menschliche Eingriffe rasch zerstört werden könnte. Kostenzer schlägt vor, die Naturschutzverordnung um einen Anhang mit den neu identifizierten schutzbedürftigen Arten zu ergänzen, anstatt die gesamte Verordnung zu öffnen und über die Einbeziehung einzelner Arten zu diskutieren.