Innsbruck

Gedenkstätte Reichenau: Ein neuer Ort der Erinnerung in Innsbruck

"Ein spektakulärer Gedenkort für die Opfer des NS-Lagers Reichenau soll im Osten Innsbrucks entstehen – wird die Stadt endlich würdevoll mit ihrer dunklen Geschichte aufräumen?"

Im Osten von Innsbruck ist ein neuer Gedenkort in Planung, der an die grimmigen Kapitel der Geschichte des Lagers Reichenau erinnern soll. Zentraler Bestandteil dieser Gedenkstätte wird ein Pavillon sein, der umfassende Informationen über die historische Stätte bietet, begleitet von Stelen mit biografischen Daten der Opfer und einem Audioweg, um den Besuchern eine multimediale Erfahrung zu ermöglichen. Der Standort wird in der Nähe des Recyclinghofs Rossau errichtet, wo während des Zweiten Weltkriegs ein Lagerkomplex für Zwangsarbeiter und politische Gegner bestand.

Das Siegerkonzept für diesen Gedenkort wurde von der Arbeitsgemeinschaft Bablick – Denzer – Machat – Schlorhaufer – Zschiegner entworfen. Es setzte sich in einem umfassenden Gestaltungswettbewerb gegen mehrere andere Bewerbungen durch. Der Architekt und Juryvorsitzende Roland Gnaiger lobte besonders die Tiefe der Auseinandersetzung mit der Thematik und die multimediale Vermittlung der Geschichte. Die Ausstellung mit den Modellen der verschiedenen Einreichungen wird bis zum 25. Oktober im WEI SRAUM Designforum in Innsbruck zu sehen sein.

Geschichtlicher Hintergrund

Das Lager Reichenau, das von 1941 bis 1945 bestanden hat, ist ein bedrückendes Symbol des NS-Regimes. In dieser Zeit wurden über 8.000 Menschen inhaftiert, viele von ihnen Opfer von Verfolgung, Zwangsarbeit und Mord. Während die Nationalsozialisten zahlreiche Zwangsarbeiter aus verschiedenen besetzten Ländern einsperrten, wurden auch lokale Bürger, wie der jude Egon Dubsky, ins Gefängnis gesteckt. Dubsky, der im Ersten Weltkrieg als Soldat diente, wurde 1943 während einer Verhaftungswelle ermordet. Sein Schicksal spiegelt die Schrecken wider, die das Lager einst erlebte.

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Der Standort des heutigen Recyclinghofs war auch nach dem Krieg noch von Bedeutung, als es ursprünglich als Unterkunft für „Displaced Persons“ genutzt wurde. Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Einrichtungen dort angesiedelt, wobei der historische Kontext bis in die Gegenwart häufig in Vergessenheit geriet.

Gestaltungswettbewerb und zukünftige Finanzierung

Die Planung für die Gedenkstätte wird voraussichtlich rund 1,3 Millionen Euro kosten. Bislang hat die Stadt Innsbruck bereits 840.000 Euro dafür eingeplant, doch die genaue Finanzierung des Projektes bleibt unklar. Vizebürgermeister Georg Willi hofft auf zusätzliche Förderungen, vor allem durch das Land Tirol und lokale Sponsoren, die sich symbolisch an der Erinnerungskultur beteiligen könnten. Eine schrittweise Umsetzung des Projekts könnte 2025 beginnen, zu einem Zeitpunkt, der den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs markiert.

Willi äußerte den Wunsch, dass auch Unternehmen, die von Zwangsarbeit profitiert haben, in die Finanzierung eingebunden werden könnten, um das gemeinsame Erinnern an die Vergangenheit zu stärken. Diese visionäre Idee könnte das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch eine symbolische Verbindung zur Geschichte schaffen.

Das Projekt ist ein „Herzensanliegen“ vieler Menschen, die sich eine respektvolle Erinnerung an die Opfer wünschen. Gnaiger, der Juryvorsitzende, sieht in dem Gewinnerprojekt eine Möglichkeit, aus der Geschichte zu lernen und den Dialog über Vergangenes für die Gegenwart aufrechtzuerhalten. „80 Jahre nach den Ereignissen ist es an der Zeit, angemessen und würdevoll zu erinnern“, erklärte er abschließend, was die Dringlichkeit des Projekts unterstreicht.

Weitere Details zur Gedenkstätte und den bisherigen Entwicklungen finden sich in der Berichterstattung auf tirol.orf.at.

Quelle/Referenz
tirol.orf.at

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