Spritze gegen Übergewicht: Kinder im Fokus einer umstrittenen Studie!

Spritze gegen Übergewicht: Kinder im Fokus einer umstrittenen Studie!

Deutschland - In der aktuellen Diskussion um die Bekämpfung von Adipositas bei Kindern gewinnt die medikamentöse Behandlung zunehmend an Bedeutung. Besonders das Medikament Liraglutid, bekannt unter dem Handelsnamen Saxenda, wird derzeit bei übergewichtigen Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren getestet. Laut vol.at zeigen Studien, dass der Body-Mass-Index (BMI) bei behandelten Kindern signifikant gesenkt werden kann. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass in Europa fast jedes dritte Kind zwischen sieben und neun Jahren übergewichtig ist.

Die Anwendung von Liraglutid erhielt in einer klinischen Studie im New England Journal of Medicine (2023) besondere Aufmerksamkeit. Diese zeigte einen durchschnittlichen Rückgang des BMI von sechs Prozent bei den mit dem Medikament behandelten Kindern, während die Placebo-Gruppe einen Anstieg des BMI verzeichnete. Wie t-online.de berichtet, gibt es jedoch keine zugelassene Medikation zur Behandlung von Adipositas bei Kindern, was Liraglutid zu einem potenziellen Hoffnungsträger macht.

Bedenken von Fachleuten

Dennoch gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich möglicher langfristiger Folgen. Psychiater Reinhard Haller äußert sich kritisch zu der Verabreichung von Liraglutid und warnt vor einer potenziellen Abhängigkeit von der Spritze. Haller hebt hervor, dass die Verwendung von Medikamenten auch gesunde Lebensstiländerungen gefährden könnte. Dies könnte zu einer Erziehung zu ungesundem Essverhalten führen, wenn Gewichtsprobleme medikamentös behandelt werden. Laut aerzteblatt.de ist eine gesellschaftliche Diskussion über die Ursachen von Übergewicht und die Rolle von Prävention und Therapie dringend notwendig.

Die Prävalenz von Übergewicht in Deutschland hat sich in den letzten 25 Jahren erheblich erhöht. Lag dieser Wert vor 25 Jahren noch bei 10%, liegt er derzeit zwischen 20 und 33%. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass 45% der adipösen Kinder und bis zu 85% der adipösen Jugendlichen als Erwachsene ebenfalls adipös sind.

Wirksamkeit und Nebenwirkungen

Die klinische Sicherheit von Liraglutid ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht. Eine Untersuchung mit 82 stark adipösen Kindern zeigte, dass 56 Kinder mit Liraglutid behandelt wurden, während 26 ein Placebo erhielten. Während die Kinder, die Liraglutid erhielten, ihren BMI im Durchschnitt um 5,8% senken konnten, nahm die Placebo-Gruppe um 1,6% zu. Zudem traten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf, was dazu führte, dass 11% der Kinder die Therapie abbrachen.

Die Möglichkeiten zur Behandlung von Übergewicht bei Kindern sind zwar komplex, da sie durch verschiedene Faktoren wie sozialen Status, genetische Veranlagung und Lebensbedingungen beeinflusst werden. Die Herausforderung besteht darin, die Ursachen für Übergewicht anzugehen. Bisherige Therapieansätze waren oft nicht nachhaltig und ließen eine Notwendigkeit für strukturelle und politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Adipositas erkennen.

Die gesamte Diskussion über die Verwendung von Abnehmspritzen bei Kindern wirft nicht nur ethische und gesellschaftliche Fragen auf, sondern betrifft auch das Selbstbild und die Erwartungen künftiger Generationen. Daher ist es entscheidend, dass zukünftige Maßnahmen zur Bekämpfung von Adipositas vielschichtig sind und auch Prävention einschließen, die sich an verschiedenen Akteursgruppen orientiert.

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