Im malerischen Hallstatt ist die Diskussion um den wachsenden Tourismus in vollem Gange. In einem gut gefüllten Wirtshaussaal des Hotels „Seewirt Zauner“ haben sich Experten sowie Bürger versammelt, um Probleme rund um den Tourismus und die Auswirkungen auf die Lebensqualität im Ort zu erörtern. Der Regional-Ökonom Oliver Fritz betonte, dass es notwendig sei, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden. Obwohl Hallstatt bereits Maßnahmen wie die Kontingentierung der Busse eingeführt hat, bleibt die Zahl der Tagesgäste weiterhin eine Herausforderung.
Eine der zentralen Forderungen kam von Hannes Androsch, einem erfahrenen Unternehmer und ehemaligen Finanzminister. Er sieht in einem strukturierten Besuchermanagement den Schlüssel zu einer Entlastung der belehrten Hallstätter. „Es braucht eine Neuausrichtung, um den Druck auf den Ort zu mindern,“ erklärte er und schlug fest vor, als Ziel den Salzbergwerk zu bewerben, das noch Kapazitäten hat.
Langfristige Aufenthalte fördern
Eine weitere Diskussion dreht sich um die Notwendigkeit, mehr Angebote für Langzeitaufenthalte zu schaffen. Christian Schirlbauer, Geschäftsführer der Ferienregion Dachstein – Salzkammergut, stimmte zu, dass Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für viele Einwohner sei. Doch ohne attraktive Langzeitangebote könnte die Region weiter unter Überfüllung leiden.
Die Hallstätter Wirtin Monika Wenger warf die Frage auf, inwiefern Reiseveranstalter zur Verantwortung gezogen werden können. Sie verwies auf eine Vielzahl von Vorschlägen aus der Bevölkerung, die bislang ungehört blieben, und forderte eine Rückbesinnung auf die lokalen Bedürfnisse. „Es ist nicht akzeptabel, dass die Reiseveranstalter auf unserem Rücken Geschäfte machen,“ sagte Wenger und forderte ein Umdenken.
Bürgermeister fordert gesetzliche Änderungen
In dieser hitzigen Debatte war Bürgermeister Alexander Scheutz ebenfalls sehr präsent und kritisierte, dass viele Lösungen an mangelnden Befugnissen der Gemeinde scheitern. Veränderungen, wie die Einschränkung des Zugangs nach Hallstatt über die Landesstraße, seien kompliziert und bedürften einer gesetzlichen Grundlage.
"Es ist einfach nicht nachvollziehbar, dass wir die Straße bei Lawinengefahr sperren dürfen, aber nicht bei Überfüllung“, äußerte sich Scheutz frustriert, und forderte Unterstützung von Land und Bund, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Die Anwohner selbst haben unterschiedliche Sichtweisen zur Parkplatzsituation. Einige schlagen sogar den Bau eines unterirdischen Parkhauses vor, was bei anderen auf Skepsis stößt. Schließlich möchte niemand weitere Touristen anziehen. In einem emotionalen Austausch brachte eine junge Hallstätterin zur Sprache, dass sie die Belastungen durch respektlose Touristen erfahren hat, aber dennoch die Vielfalt, die diese bringen, schätzt.
Der Balancierung zwischen der Erhaltung der Authentizität Hallstatts und den Anforderungen des Massentourismus stehen große Herausforderungen gegenüber. Helga Neiss, Kulturwissenschaftlerin, äußerte Bedenken, dass das Alltagsbild von Hallstatt durch Touristen beherrscht wird. Das sei ein Verlust für die lokale Kultur, da traditionelle Elemente drunter leiden, wenn alles auf Englisch verfügbar ist und Essensangebote mit Bildern versehen werden.
Die Idee eines Online-Buchungssystems, ähnlich dem Modell des Schlosses Schönbrunn, wurde ebenfalls diskutiert. Verkehrsplaner Helmut Koch warb dafür, dass festgelegte Zeitfenster auch für Hallstatt eine Lösung sein könnten. Doch die Debatte um das Besuchermanagement zeigt, dass es nicht nur um die Zahl der Touristen, sondern auch um den respektvollen Umgang geht.
Abschließend verwies Bürgermeister Scheutz auf die weiteren Maßnahmen, die in Planungen stehen. Dazu zählt, den Zebrastreifen strategisch zu verlegen, um den Verkehrsfluss zu optimieren, und die illegalen Sammeltaxis, welche die Probleme zusätzlich verschärfen, in den Griff zu bekommen. Die Herausforderung, den erlebten Tourismus für die Einheimischen erträglich zu gestalten, bleibt für Hallstatt eine große Aufgabe, die es in den kommenden Monaten zu bewältigen gilt.
Für eine detaillierte Betrachtung des Geschehens empfiehlt sich die Einsichtnahme in die Aufzeichnung der Diskussion, die am 18. Oktober um 18.05 Uhr in radio Oberösterreich ausgestrahlt wird.
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