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INNVIERTEL. Die Anzahl der Menschen im Innviertel, die Hilfe bei der Wohnungssicherung benötigen, ist stark angestiegen. Immer mehr Einwohner, die durch steigende Lebenshaltungskosten und unerwartete finanzielle Probleme in eine schwierige Lage geraten sind, wenden sich an die Caritas, um drohende Zwangsräumungen abzuwenden.
Wie alarmierend die Situation eigentlich ist, zeigt ein Blick auf die Statistiken des Projekts Wohnschirm. Im vergangenen Jahr wurde bei 64 Personen Hilfe zur Sicherung ihres Wohnraums geleistet, während es 2023 bereits 143 Betroffene waren, und bis Anfang November konnten bereits 153 Hilfesuchende gezählt werden, erklärt Daniela Fischer, eine Sozialarbeiterin des Netzwerks Wohnungssicherung Innviertel. Diese dramatische Steigerung hat vor allem seit der Corona-Pandemie zugenommen, und die Auswirkungen der Preissteigerungen in den letzten zwei Jahren haben diese Entwicklung nur noch verstärkt.
Besorgniserregender Anstieg an Hilfesuchenden
Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist von Unsicherheit geprägt, und Experten wie Fischer prophezeien, dass die Zahlen der Hilfesuchenden weiterhin steigen werden. Besonders in Folge der jüngsten Kündigungswellen in großen Betrieben ist die Sorge groß, dass viele Menschen, die zuvor einen sicheren Job hatten, mittelfristig in finanzielle Nöte geraten werden. Eine Miete, die mit einem Gehalt gut zu stemmen war, wird für viele mit Arbeitslosengeld zum unüberwindbaren Problem.
Die Klienten, die auf Unterstützung angewiesen sind, kommen aus allen Schichten der Gesellschaft; von Akademikern über Gebäudereiniger bis hin zu Bankangestellten und Sozialhilfeempfängern. Es gibt kein typisches Profil, das auf die Angeschlagenen zutrifft – die Ursachen für ihre Probleme sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst.
Mangel an bezahlbarem Wohnraum
Ein zentrales Problem, das für viele erschwerend hinzukommt, ist der akute Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Steigende Heizkosten und Lebensmittelpreise bestrafen die, die ohnehin schon unter Druck stehen. Aber auch persönliche Krisen, sei es durch Krankheit oder plötzlichen Arbeitsplatzverlust, tragen zur prekären Situation bei.
Fischer erinnert auch daran, dass die psychische Belastung der betroffenen Menschen oft enorm ist. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Einsamkeit und Depressionen in dieser Phase auftreten, wenn jemand sich in einer vermeintlich ausweglosen Situation befindet. Viele Betroffene haben das Gefühl, in der Gesellschaft nicht mehr teilhaben zu können, was ihre Verzweiflung noch verstärkt.
Die Sozialarbeiterin rät dazu, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Je früher sich jemand meldet, desto größer seien die Chancen, den Wohnungsverlust abzuwenden. Dies kann nicht nur finanzielle Vorteile mit sich bringen, sondern auch den emotionalen Druck verringern.
Hohe Nachfrage im sozialen Bereich
Angesichts der steigenden Anfragen und benötigten Beratungen hat die Caritas das Team des Netzwerks Wohnungssicherung Innviertel bereits aufgestockt. Mit nunmehr sechs engagierten Mitarbeitern, die stark gefordert sind, wird versucht, den verzweifelten Klienten Perspektiven zu geben. Die aktuelle Lage ist nicht nur herausfordernd für die Klienten, sondern auch für die Mitarbeiter, die oft mit schweren Schicksalen konfrontiert sind.
Ein besonderer Fokus liegt auf den älteren Menschen, wie Pensionisten, die von Wohnungsverlust bedroht sind. Häufig benötigen sie pflegerische Unterstützung, die in den bestehenden Einrichtungen nicht zur Verfügung steht. Die hohe Nachfrage und die langen Wartelisten für betreute Wohnformen sind zusätzliche Herausforderungen, mit denen die Caritas konfrontiert ist.
Insgesamt gibt es verschiedene Unterstützungsangebote im Innviertel, darunter die Caritas Sozialberatung, die schnelle finanzielle Hilfe und eine kostenlose Energiesparberatung ermöglicht. Das Netzwerk Wohnungssicherung Innviertel berät zudem über alle Themen rund um Wohnraum und dessen Sicherung. So konnten in diesem Jahr bereits mehrere Hundert Beratungen durchgeführt werden.
Fischer hebt hervor, dass auch Vermieter, die helfen möchten, bündeln können, um gemeinsam Lösungen zu finden. In kritischen Fällen steht zudem ein Caritas-Notquartier bereit.
Angesichts der schwierigen Umstände fordern Sozialarbeiter wie Fischer eine Überarbeitung der Wohnbeihilfekriterien, um den Zugang zu schnellerer Hilfe zu verbessern. Eine effizientere Bearbeitung könnte dazu beitragen, dass mehr Menschen rechtzeitig Unterstützung erhalten, bevor es zu dramatischen Maßnahmen wie Zwangsräumungen kommt. Für weitere Informationen zu diesem Thema sind die neuesten Berichte und Analysen auf www.tips.at nachzulesen.
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