Braunau zieht Schlussstrich: Straßen nach NS-Tätern werden umbenannt!
Braunau zieht Schlussstrich: Straßen nach NS-Tätern werden umbenannt!
Braunau am Inn, Österreich - Am 3. Juli 2025 hat der Gemeinderat von Braunau mit 28 gegen 9 Stimmen entschieden, die Josef-Reiter-Straße und die Franz-Resl-Straße umzubenennen. Dies geschieht im Kontext langjähriger Forderungen, das nationalsozialistische Erbe in der Geburtsstadt Adolf Hitlers zu distanzieren. Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, bezeichnete die Entscheidung als „schönen, hart erkämpften Erfolg“ und dankte den Unterstützern dieser Maßnahme.
Die Umbenennung ist nicht nur ein symbolischer Schritt, sondern folgt auch einem Rechtsgutachten des Verfassungsexperten Markus Vašek von der Johannes-Kepler-Universität Linz. Dieses Gutachten besagt, dass die Straßenbenennungen, die Nationalsozialisten ehren, gegen den österreichischen Staatsvertrag verstoßen und somit verfassungswidrig sind. Artikel 9 des Staatsvertrags verpflichtet Österreich, „alle Spuren des Nazismus“ aus dem öffentlichen Leben zu entfernen und eine Prüfung der Biografien der Namensgeber vorzunehmen, sollte ein Verdacht auf NS-Belastung bestehen.
Neue Namensvorschläge
Für die Josef-Reiter-Straße wird Dr. Lea Olczak, eine Braunauer Antifaschistin, als neuer Namensgeber vorgeschlagen. Die Franz-Resl-Straße soll durch den Namen Maria Stromberger, einer katholischen Widerstandskämpferin, ersetzt werden. Diese Vorschläge verdeutlichen das Bestreben, historische Ungerechtigkeiten zu korrigieren und den Opfern des Nationalsozialismus mehr Anerkennung zu schenken.
Die FPÖ sprach sich gegen die Umbenennung aus, während die anderen Fraktionen, darunter ÖVP, SPÖ und die Grünen, diesen Schritt unterstützten. Historiker Florian Schwanninger hat die NS-belasteten Hintergründe der Straßenbenennungen dokumentiert. Josef Reiter und Franz Resl standen beide in engem Kontakt zu NS-Führern und waren maßgeblich in das nationalsozialistische Regime integriert. In der Vergangenheit entfernte auch Linz bereits Straßenbezeichnungen von belasteten Namen.
Weitere Schritte zur Entnazifizierung
Im September plant der Gemeinderat eine weitere Umbenennung der Dr.-Kriechbaum-Stiege, wobei Charlotte Taitl, ein Holocaust-Opfer, als Namensgeberin vorgeschlagen wird. Eduard Kriechbaum, nach dem die Straße benannt wurde, hatte während der NS-Zeit eine bedeutende Rolle gespielt und wurde bereits die Ehrenbürgerschaft aberkannt.
Robert Eiter, Sprecher des Oberösterreichischen Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, betont die weitreichenden Konsequenzen des Gutachtens für ganz Österreich. Auch andere Städte haben begonnen, ihre Straßenbenennungen zu überprüfen und belastete Namen zu ändern. Dies wird als Signal für eine breitere Bewegung in vielen Gemeinden gesehen, die sich mit der NS-Vergangenheit kritisch auseinandersetzen wollen. Das Mauthausen Komitee und ähnliche Organisationen kämpfen weiterhin für die konsequente Umsetzung der antifaschistischen Bestimmungen des Staatsvertrags.
Die Entscheidungen des Gemeinderats in Braunau zeigen, dass auch historische Belastungen in der heutigen Zeit angegangen werden können, wenn der Wille zur Veränderung vorhanden ist.
OTS berichtet, dass …
Kurier berichtet, dass …
Kosmo berichtet, dass …
Details | |
---|---|
Ort | Braunau am Inn, Österreich |
Quellen |
Kommentare (0)