Am vergangenen Samstagabend wurde die Galerie „Schräger Vogel“ in Waidhofen zum Schauplatz einer besonderen darstellerischen Darbietung. Einige unter den vielen Gästen lauschten gebannt, als die Schauspielerin Julia Höfler poetische Texte von Rainer Maria Rilke vortrug, untermalt von den sanften Klängen der Harfe, gespielt von Sarah Leisch. Die stimmige Zusammenarbeit der beiden Künstlerinnen sorgte für eine meditative Atmosphäre, die das Publikum sichtlich berührte.
Julia Höfler, die in Wien als Tochter eines Schauspielers und einer Dolmetscherin geboren wurde, ist eine erfahrene Künstlerin mit über 15 Jahren Bühnenerfahrung in Deutschland und Österreich. Ihr Schauspielstudium absolvierte sie an der Hochschule für Musik und Theater des Saarlandes. Seit 2007 hat sie sich von der Theaterwelt zurückgezogen und sich in verschiedenen künstlerischen Disziplinen weitergebildet.
Ein Leben in der Einsiedelei
2007 suchte sich Höfler eine Auszeit in einer Einsiedelei in der Steiermark, wo sie zwei Jahre lebte. 2009 nahm sie ihr künstlerisches Schaffen wieder auf, indem sie sich der Tanzkompagnie „alluna“ anschloss und für ein Jahrzehnt nach Frankreich zog. Ihre Fortbildungen umfassten Themen wie Tanz, Märchen und die Verarbeitung kollektiver Traumata in Ländern wie Kalifornien, Belgien und Deutschland. Kürzlich hat sie ihren Wohnsitz in die Gemeinde Dobersberg verlegt.
Eines ihrer herausragenden Werke ist das selbstgeschriebene Solo-Stück „Gletarn… oder wie die Welt umarmen“, in dem sie die Thematik der Aufarbeitung von Geschichtsschuld aus der Perspektive ihrer Vorfahren reflektiert. „Es geht darum, die Tätergeschichte zu beleuchten. Mein Großvater war ein Profiteur des Krieges und ich berichte aus der Sicht der Nachfahren“, erklärt Höfler. Die Thematik ist für sie von großer Bedeutung, da sie der Ansicht ist, dass ein gemeinsames Verständnis notwendig ist, um aus der Vergangenheit herauszukommen.
Wichtige Veranstaltung in Litschau
Am 8. November wird Julia Höfler ihr Stück in Litschau im „Das Moment“ aufführen. Diese Veranstaltung wird von einem zweitägigen Workshop mit einem Fokus auf kreativ-künstlerische Körperarbeit begleitet. Das Datum dieser Aufführung wurde bewusst gewählt, da der 9. November an die Pogromnacht von 1938 erinnert. Höfler stellt fest: „Theater ist für mich mehr als Unterhaltung. Es schafft einen Raum, um Erlebtes zu verarbeiten und sich auszutauschen“. Der Workshop soll genau diesem Austausch dienen, um die Themen der Aufführung weiter zu vertiefen. Weitere Informationen zu diesem Event können auf ihrer Website unter www.juliahoefler.com nachgelesen werden.
Die Darbietung in der Galerie „Schräger Vogel“ und die bevorstehenden Veranstaltungen zeigen, wie Kunst nicht nur zur Unterhaltung dient, sondern auch zur Reflexion und zur kritischen Auseinandersetzung mit Geschichte und Identität einlädt.
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