Krems

Ehrenpreis für David Grossman: Ein Zeichen der Toleranz und des Dialogs

David Grossman erhält den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels in Krems für seinen Einsatz für Toleranz und Frieden, während er besorgt über die düstere Lage in Israel spricht!

David Grossman, ein renommierter israelischer Schriftsteller, wurde mit dem Ehrenpreis für Toleranz des Österreichischen Buchhandels ausgezeichnet. Diese Auszeichnung, die in Höhe von 10.000 Euro dotiert ist, wird seit 2017 im Rahmen der Europäischen Literaturtage in Krems verliehen und würdigt Persönlichkeiten, die sich für Toleranz und Dialog engagieren. Benedikt Föger, der Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, überreichte ihm die Ehrung und hob die Werte Frieden und Toleranz hervor, die für die deutschsprachige Buchbranche von grundlegender Bedeutung sind.

Grossmans Werk ist laut Lothar Müller, einem bekanntem Literaturkritiker, geprägt von dem Streben nach „Tikkun olam“, einem Konzept, das im Judentum die „Reparatur der Welt“ beschreibt. Müllers Laudatio unterstrich die Wichtigkeit Grossmans als eine einflussreiche Stimme, die Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen baut.

Besorgnis um die aktuelle Lage in Israel

In seiner emotionalen Dankesrede äußerte Grossman große Sorgen über die Situation im Nahen Osten und bezeichnete die gegenwärtigen Bedingungen als „neue, erschreckende Realität“. Insbesondere sprach er über das Massaker vom 7. Oktober 2023 und warnte vor einer möglichen Erosion der demokratischen Werte Israels. Grossman verwies auf die zunehmende Welle des Antisemitismus und formulierte seine Ängste, dass diese Bedrohungen wie „brennende Kohle im Wind“ durch die Gesellschaft fegen könnten.

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Er betonte trotz seiner Besorgnis, dass er Israel nicht verlassen möchte, obwohl es ihm zunehmend schwerfällt, das Land zu lieben. Diese Spannungen, insbesondere aufgrund der anhaltenden Besatzungspolitik, machen es für ihn herausfordernd, eine Identität zu bewahren. Trotzdem bleibt sein Wunsch nach Frieden und Verständigung tief verwurzelt und spiegelt sich sowohl in seiner Literatur als auch in seiner politischen Haltung wider.

Die Rolle der Literatur in Grossmans Leben

Grossman beschreibt das Schreiben als eine persönliche und emotionale Reise. In seiner Ansprache erklärte er, dass seine Bücher Stufen seines Lebens widerspiegeln und dass er diese künstlerische Ausdrucksform als essenziell empfindet: „Ich schreibe Bücher, wenn sie unvermeidlich sind.“ Mit diesem Bild vermittelt er seine Sichtweise, dass das Schreiben mehr als ein Beruf ist; es bietet ihm eine Möglichkeit, menschliche Erfahrungen zu verarbeiten und die Komplexität des Daseins zu erfassen.

Seine Werke, die in mehr als 45 Sprachen übersetzt wurden, behandeln tiefgreifende Themen wie Krieg, Frieden und menschliche Beziehungen. Besonders bekannt sind seine Titel Der gelbe Wind und Eine Frau flieht vor einer Nachricht, die eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt und seinen emotionalen Konsequenzen bieten.

Ein bemerkenswerter Punkt in seiner Rede war sein klares Bekenntnis gegen Boykottmaßnahmen, die seiner Ansicht nach vor allem diejenigen treffen, die sich für einen Dialog zwischen Kulturen und Nationen einsetzen. „Wer sich angesichts herrschender Brutalität von Verteidigungsmechanismen lossagt, ist schon verloren. Als Israeli und Jude darf ich kein Opfer sein“, so Grossman. In dieser Haltung wird seine Überzeugung sichtbar, dass der Dialog der Weg zu einem friedlichen Zusammenleben ist.

Die Auszeichnung von Grossman ist nicht nur eine Würdigung seines literarischen Schaffens, sondern auch ein klarer Indikator für seinen unermüdlichen Einsatz für Toleranz und interkulturelles Verständnis. Benedikt Föger betonte, dass Grossmans Werk die „erzählerische Kraft und sprachliche Meisterschaft“ verkörpert, die im Geiste der Aufklärung und des Dialogs steht.


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Quelle
lesering.de

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