Kritik an Gergijews Konzert in Italien: Nawalnaja spricht Klartext!
Kritik an Gergijews Konzert in Italien: Nawalnaja spricht Klartext!
Caserta, Italien - In Italien wird die bevorstehende Einladung des 72-jährigen Dirigenten Valery Gergijew, der ein lokales Philharmonieorchester und Solisten des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg leiten soll, heftig kritisiert. Julia Nawalnaja, eine prominente Kritikerin des russischen Regimes und Witwe des inhaftierten Regimekritikers Alexej Nawalny, bezeichnete Gergijew in einem Gastbeitrag für La Repubblica als „Komplizen Putins“ und „kulturellen Botschafter des Kremls“. Ihre Kritik zielt darauf ab, dass Italien dem Dirigenten eine Bühne bietet, während der Krieg in der Ukraine bereits seit drei Jahren andauert. Dies geschieht trotz des drängenden Aufrufs ihrer Stiftung an das italienische Innenministerium, Gergijew die Einreise zu verweigern.
Nawalnaja betont, dass die Einladung an Gergijew in völliger Ignoranz der menschenrechtlichen Vergehen des Kremls gegenübersteht. Sie bezieht sich auch auf den plötzlichen Tod ihres Mannes im Jahr 2024 in einem Straflager in der russischen Arktis, was die Tragweite ihrer Argumentation verstärkt. Derweil haben große Institutionen wie die Mailänder Scala und die Münchner Philharmoniker ihre Verbindungen zu Gergijew abgebrochen.
Staatliche Unterstützung für Gergijew
Vincenzo De Luca, der Präsident der Region Kampanien, hat die Entscheidung verteidigt, Gergijew zu einem Konzert einzuladen, um Kommunikationskanäle mit Andersdenkenden offen zu halten. Er betont, dass Künstler nicht für die politischen Entscheidungen ihrer Regierungen verantwortlich gemacht werden sollten. Diese Haltung zeigt sich auch in der Einladung an den israelischen Dirigenten Daniel Oren, der sich ebenfalls in einem kontroversen Licht befindet.
Währenddessen unterstützt die italienische Regierung unter Giorgia Meloni die Ukraine und westliche Sanktionen gegen Russland. Diese Dissonanz zwischen offizieller Politik und kulturellem Austausch wirft Fragen über die moralische Verantwortung von Ländern auf, die sich durch kulturelle Veranstaltungen mit umstrittenen Persönlichkeiten der russischen Kunstszene profilieren wollen.
Politische Äußerungen und ihre Folgen
Nawalnaja hat nicht nur ihre Bedenken hinsichtlich Gergijews Einladung geäußert, sondern auch die allgemeine Situation in Russland thematisiert. In einem Interview mit der Wochenzeitung Zeit äußerte sie Zweifel am Erfolg der ukrainischen Offensive und stellte fest, dass die Schwäche von Kremlchef Putin zwar positiv für die Ukraine sei, jedoch gleichzeitig die Empörung in Russland die Menschen zusammenschweiße und der Propaganda nütze. Sie fordert den Abzug aller russischen Truppen aus der Ukraine, stellt aber auch die Verantwortung der russischen Bevölkerung für den Krieg in Frage.
In den letzten Jahren sind russische Künstler zunehmend unter Zensur und Isolation zu leiden. Viele, wie Olga Egorova, die ein pazifistisches Künstlerkollektiv in Sankt Petersburg leitet, haben sich in ländliche Regionen zurückgezogen und kämpfen gegen die Propaganda des Regimes an. Während ukrainische Künstler von größerer Freiheit profitieren und mutige Themen wie Korruption und gesellschaftliche Missstände in ihren Werken behandeln, bleibt die Lage für russische Kreative angespannt. Egorova sieht die Verantwortung der Künstler, jüngere Kollegen ins Ausland zu unterstützen, um der Kritik und Zensur zu entkommen.
Nawalnajas offenes Plädoyer gegen die Einladung Gergijews und die Diskussion um die Rolle der Kunst in Kriegszeiten verdeutlichen den seit Jahren andauernden Konflikt zwischen kulturellem Austausch und politischer Verantwortung. Diese Debatte wird nicht nur in Italien, sondern auch in ganz Europa geführt, während die Künstler beider Länder versuchen, sich in einem durch den Krieg geprägten Umfeld Gehör zu verschaffen. Deutschlandfunk Kultur hebt hervor, dass die Kunstszene in Kiew trotz der angespannten Lage blüht und eine mutige Stimme gegen die Probleme der Gesellschaft erhebt.
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Ort | Caserta, Italien |
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