Das umstrittene Dating-Portal: So wirbt NikkahGram für Polygamie!

Das umstrittene Dating-Portal: So wirbt NikkahGram für Polygamie!

London, Großbritannien - Die islamische Dating-Plattform NikkahGram, die ihren Sitz in London hat, stößt auf heftige Kritik. Diese Plattform richtet sich an Männer, die mehrere Ehepartnerinnen suchen, und bewirbt sich als Dienst für „schüchterne, unberührte Ehepartner“. Männer können sich gegen Gebühren zwischen 29 und 585 Euro auf der Plattform registrieren, um auf Profile von Frauen zuzugreifen. Frauen unter 35 Jahren, Witwen, Waisen und Frauen mit Behinderungen können sich jedoch kostenlos anmelden, sofern sie bereit sind, Polygamie zu akzeptieren. Die Plattform propagiert eine traditionelle Rollenverteilung, in der Frauen als Hausfrauen und Männer als Ernährer fungieren. Ein Instagram-Video zielt darauf ab, den westlichen Feminismus und die sogenannte „Boss-Babe-Mentalität“ zu kritisieren, was unter westlichen Medien und Organisationen als frauenfeindlich wahrgenommen wird, sodass einige sie als Ausdruck von Frauenhass ansehen.

Die Betreiber von NikkahGram bleiben anonym, jedoch werden Ustadh Gabriel Al Romaani und Dr. Asif Munaf als Coaches erwähnt. Laut oe24.at vermittelt die Plattform speziell muslimische Männer mit jungfräulichen Frauen, die bereit sind, als Zweit-, Dritt- oder Viertfrau in eine Ehe einzutreten. Das Konzept, Männer zu ermutigen, im Ausland zu heiraten, vor allem in Ländern wie Marokko, um traditionellere Partner zu finden, ist ein weiterer umstrittener Punkt der Plattform.

Kritik und rechtliche Herausforderungen

Die Plattform sieht sich auch politischen und rechtlichen Widrigkeiten gegenüber. In Großbritannien sowie in Österreich ist Polygamie verboten, wobei in Österreich bis zu drei Jahre Haft drohen können. Baroness Shaista Gohir vom Muslim Women’s Network bezeichnete NikkahGram als frauenverachtend. Trotz der anhaltenden Kontroversen existiert NikkahGram seit zwei Jahren und hat die Absicht, junge Musliminnen anzusprechen, die bereit sind, traditionelle Rollenbilder zu akzeptieren.

Das Thema der Polygamie ist nicht neu, es hat historische Wurzeln im Islam. Laut Deutschlandfunk war Polygamie in der Vergangenheit eine soziale Absicherung für Frauen, besonders in Krisenzeiten. Der Koran erlaubt bis zu vier Ehefrauen, fordert jedoch eine Gleichbehandlung. Trotzdem neigen moderne muslimische Frauen, insbesondere in westlichen Ländern, dazu, Polygamie abzulehnen und als veraltet zu empfinden.

Soziale und kulturelle Dimensionen

In Deutschland ist es rechtlich nicht zulässig, mehrere Ehepartner zu haben. Doch werden im Ausland geschlossene Ehen oft anerkannt. Männer können in Moscheen, die Polygamie dulden, islamisch heiraten, ohne die Zustimmung ihrer Erstfrau einzuholen. Malika, eine 26-jährige Frau aus Marokko, die in Deutschland lebt, berichtet, dass ihr Ehemann in Marokko zwei weitere Frauen geheiratet hat, was das Spannungsfeld zwischen kulturellen Traditionen und modernen rechtlichen Rahmenbedingungen verdeutlicht.

Die Diskussion um Polygamie ist komplex und facettenreich. Während einige Muslime das Beispiel des Propheten Mohammed anführen, der insgesamt neun Ehefrauen hatte, ist es wichtig, diese Praktiken historisch zu kontextualisieren. In modernen Sozialstaaten sind die sozialen Aspekte, die einst die Polygamie unterstützten, häufig nicht mehr notwendig. Der Trend geht verstärkt in Richtung Monogamie, und viele Muslime lehnen die Idee der Mehrfachehe ab, da sie als veraltet betrachtet wird und oft die Ungerechtigkeit in den Beziehungen betont wird.

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OrtLondon, Großbritannien
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