Bergsturz in Blatten: Klimawandel sorgt für gefährliche Veränderungen!

Gletscherabbruch in der Schweiz: Ursachen und Folgen von Bergstürzen durch Klimawandel thematisiert von Experten der Alpenregion.
Gletscherabbruch in der Schweiz: Ursachen und Folgen von Bergstürzen durch Klimawandel thematisiert von Experten der Alpenregion. (Symbolbild/DNAT)

Bergsturz in Blatten: Klimawandel sorgt für gefährliche Veränderungen!

Blatten, Schweiz - Am 29. Mai 2025 kam es zu einem dramatischen Gletscherabbruch in der Schweiz, der Teile des Dorfes Blatten verschüttete. Die Ursachen für diesen Bergsturz wurden von Jan Beutel, Professor für Hochalpine Kryosphäre an der Universität Innsbruck, näher erläutert. Beutel, der seit fast 20 Jahren Forschungsprojekte im Wallis betreut, wies darauf hin, dass der Klimawandel tiefgreifende Veränderungen im Hochgebirge mit sich bringt. Seine Forschungen zeigen, dass der Rückgang des Eises zu Instabilität der Berge führt, was die Wahrscheinlichkeit solcher Naturereignisse erhöht.

Der Bergsturz ereignete sich am Mittwoch um 15:24 Uhr. Laut einer ersten Analyse des Schweizer Erdbebendienstes (SED) hatte das Ereignis eine Stärke von M=3.1 auf der Richterskala. Zum Vergleich: Ein ähnliches Ereignis, das Piz Cengalo-Erdbeben im Jahr 2017, erreichte eine Stärke von M=3.0. Beutel erläutert, dass das Aufeinandertreffen von Erosion durch Wasser und Wind, verstärkt durch das Tauen des Eises, zur Instabilität der Gelände beiträgt.

Die Rolle des Permafrosts

Die Erwärmung des Klimas führt dazu, dass der Permafrost – der dauerhaft gefrorene Boden – mit einer Rate von etwa 0,1 Grad Celsius pro Dekade auftaut. Diese Veränderung beeinträchtigt die Stabilität von Gesteinsproben erheblich, der Verlust kann bis zu 80 Prozent betragen. In Verbindung mit Bergstürzen kann das brechende Felsmaterial, das beim Aufschlagen auf Gletscher in flüssiges Wasser verwandelt wird, schneller und weiter talwärts gleiten. Diese verflüssigte Masse bringt enorme destruktive Kräfte mit sich und kann talnahe Gewässer blockieren.

Am 11. Juni 2023 zeigte ein Bergsturz im Tiroler Silvrettagebirge ähnliche alarmierende Entwicklungen. Hier brach ein Teil des Fluchthorns ab; eine Gerölllawine, die zwei Kilometer lang war, transportierte mehr als 100.000 Kubikmeter Gestein. Tirols Chef-Geologe Thomas Figl stellte fest, dass die schwindende Permafrostschicht für diesen Sturz verantwortlich war. In Höhenlagen über 3000 Metern beobachten Experten eine Zunahme von Fels- und Bergstürzen, was die Dringlichkeit erhöht, Frühwarnsysteme im alpinen Raum zu entwickeln.

Verstärkung durch Wetterphänomene

Die Bedrohung durch Bergstürze nimmt nicht nur aufgrund des Klimawandels zu, sondern wird auch durch Wetterphänomene wie Starkregen beschleunigt. Studien haben gezeigt, dass Regen die Bewegungen von Bergen um das Fünf- bis Siebenfache beschleunigen kann. In der Nacht zum 16. Juni 2023 ereignete sich ein Felssturz im Schweizer Kanton Graubünden, der nur wenige Meter vor einem Schulhaus stoppte. In diesem Gebiet sind keine Permafrostschichten vorhanden, dennoch bewegte sich der Berg aufgrund anhaltenden Regens und wurde zur Evakuierung von 80 Einwohnern zwingend.

Ein weiterer potenzieller Felssturz droht am Hochvogel in Bayern, wo sich ein Spalt im Gipfel kontinuierlich vergrößert. Experten schätzen, dass dort 260.000 Kubikmeter Fels abbrechen könnten, was die Risiken für die umliegenden Gemeinden erheblich erhöht. Auch wenn Felsstürze in den Alpen eine natürliche Erscheinung sind, verstärken Klimawandel und Wetterextreme diese Naturgefahren und stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung und den Bergtourismus dar.

Die umfassenden Forschungen und Beobachtungen verdeutlichen die Notwendigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen zu schützen und die gefährdeten Regionen besser zu überwachen. Die Entwicklungen in der Erforschung und Planung von Frühwarnsystemen sind daher von größter Wichtigkeit.

Beutel untersucht aktuell in einem Freiluft-Labor am Matterhorn die Wechselwirkungen zwischen Felsen, Permafrost und Klima, um ein quantitatives Verständnis des Klimawandels im Hochgebirge zu ermöglichen. Dies wird helfen, zukünftige Naturgefahren besser einzuordnen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu planen.

Für weitere Informationen: Dolomitenstadt, Tagesschau, Alpen-Guide.

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OrtBlatten, Schweiz
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