Wehrdienst verlängern? Tanner hält sich zur Kommission bedeckt!
Verteidigungsministerin Tanner kommentiert nicht die Vorschläge zur Verlängerung des Wehrdienstes, die Experten empfehlen.

Wehrdienst verlängern? Tanner hält sich zur Kommission bedeckt!
Am 29. Oktober 2025 stehen die Weichen für eine grundlegende Reform des Wehr- und Zivildienstes in Österreich und Deutschland. Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ berichten über die Empfehlungen einer Kommission, die sich dazu entschlossen hat, den Wehrdienst zu verlängern. Die Experten der Kommission sprechen sich einstimmig für eine Ausweitung des Dienstes aus, wobei die erste Option die Verlängerung des Wehrdienstes auf sechs Monate sowie vier zusätzliche Monate verpflichtende Truppenübungen vorsieht.
Verteidigungsministerin Tanner äußerte sich zurückhaltend zu den Empfehlungen und machte deutlich, dass die Vorschläge der Kommission noch nicht von ihr kommentiert wurden. Sie betonte jedoch die Bedeutung, sich auch mit der personellen Situation zu beschäftigen, da zahlreiche Schritte notwendig seien, um eine Reform sinnvoll umzusetzen. NEOS-Klubobmann Yannick Shetty wies darauf hin, dass die Verlängerung des Wehrdienstes nicht Bestandteil des schwarz-rot-pinken Regierungsprogramms sei. Die Koalition werde sich mit den Vorschlägen der Kommission auseinandersetzen, sobald diese vorliegen, so Tanner weiter.
Entwicklung in Deutschland
Parallel dazu plant Verteidigungsminister Boris Pistorius in Deutschland die Einführung eines neuen Wehrdienstmodells, das sich am schwedischen Vorbild orientiert. Dieses Modell soll voraussichtlich ebenfalls im Jahr 2025 in Kraft treten. Der Grundwehrdienst soll sechs Monate dauern, mit der Möglichkeit, den Dienst um bis zu 17 Monate freiwillig zu verlängern. Geplant ist, dass sowohl Männer als auch Frauen im Alter von 18 Jahren gemustert werden, wobei Frauen derzeit gesetzlich von der Wehrpflicht befreit sind.
Die Bundeswehr sieht sich unter Druck, den Personalbedarf zu decken, insbesondere da die Truppenstärke mit etwa 181.000 Soldatinnen und Soldaten und rund 34.000 aktiven Reservisten unter dem Soll von 203.300 liegt. Um die NATO-Bündnisverteidigung sicherzustellen, wären zwischen 370.000 und 460.000 Soldatinnen und Soldaten notwendig. Im neuen Modell sollen männliche und weibliche Jahrgänge zu 18 Jahren angeschrieben werden, wobei nur Männer zur Reaktion aufgefordert werden. Dies könnte sich in rechtlichen Fragestellungen zur Wehrgerechtigkeit noch als problematisch erweisen.
Schwedisches Modell als Vorbild
Der Wehrdienst in Schweden, auf dem das deutsche Modell basiert, nutzt einen webbasierten Fragebogen zur Erfassung von Motivation, Fähigkeiten und Interessen der Wehrpflichtigen. In Schweden erfolgt die Ansprache geeigneter Personen für den Wehrdienst gezielt nach der Musterung. Eine allgemeine Dienst- und Wehrpflicht für Frauen in Deutschland würde eine Grundgesetzänderung erfordern, für die allerdings keine notwendige Zweidrittelmehrheit im Bundestag vorhanden ist. Auch wenn die gesetzliche Wehrpflicht in Deutschland 2011 ausgesetzt wurde, bleibt sie theoretisch aktiv und könnte im Falle von Spannungen oder Verteidigungsbedarf wieder in Kraft treten, wie die Zeit informiert.